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nachrufSondermann ist tot

Gestern starb der Maler Bernd Pfarr. Wir verlieren den komischsten Cartoonisten Deutschlands

Als Elke Heidenreich 1999 ihr Kinderbuch „Sonst noch was“ der Öffentlichkeit vorstellte, da hieß es in der Zeit: „Die Bilder sind vom Pfarr. Dazu muss keiner mehr was sagen.“ Die Bilder „vom Pfarr“ allerdings waren „unsagbar komische Witzbilder, die aber nicht aus den Motiven allein ihren Humor ziehen, sondern vor allem aus deren Ergänzung um lakonische Bildunterschriften, die noch dem tristesten Sujet eine heitere Seite abzugewinnen wissen“, wie die FAZ über den „originellsten deutschen Comiczeichner“ schrieb.

Geboren ist Bernd Pfarr in Frankfurt am Main, an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach studierte er nach dem Abitur Gestaltung. Schon während des Studiums lieferte er Cartoons für den Stern und die Magazine von Zeit und Tages-Anzeiger.

Berühmt wurde vor allem seine Figur des skurrilen Buchhalters Sondermann, ein vom Schicksal gebeutelter Jedermann, dessen absurde Abenteuer regelmäßig in der Satirezeitschrift Titanic erschienen.

Vielleicht war sein abnormer Witz hierzulande auch deshalb so beliebt, weil er auch dem deprimierendsten Thema noch eine komische Seite abgewinnen konnte – und dabei alle Techniken der Malerei beherrschte.

So schenkte Pfarr dem eigentlich eher klamaukigen Genre eine philosophische Erkenntnistiefe, wie sie nicht nur hierzulande ohne Beispiel bleiben wird. „Eines Tages“, so der Titel eines seiner Bücher, „war Zeus das Blitzeschleudern leid“. Bernd Pfarr wurde 45 Jahre alt. FRA

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