: Das Friese soll erstes Bremer Privat-Freizi werden
Der Viertel-Beirat ist ganz für eine Privatisierung des Jugendfreizeitheims – allerdings müsse die Behörde klare Absprachen treffen und einhalten
Bremen taz ■ Das Jugendfreizeitheim Friesenstraße soll als erstes Bremer Jugendfreizeitheim privatisiert werden. So sei das Haus im Viertel günstiger und flexibler zu bewirtschaften – und könne auch ein umfangreicheres Freizeitangebot organisieren. Das meint Ortsamtsleiter Robert Bücking. Voraussetzung: die Betriebskosten müssten in gleicher Höhe wie bisher von der Sozialbehörde übernommen werden. So wünscht es sich auch der Beirat Mitte/Östliche Vorstadt. Partei übergreifend sei das schon lange Konsens – aber in den Haushaltsbeschlüssen der Bürgerschaft nie abgesegnet worden, bedauert Bücking. So lange dies nicht geschehe, werde man Kürzungen im Kinder- und Jugendbereich nicht hinnehmen. Das hat das Stadtteilparlament auf seiner jüngsten Sitzung beschlossen. Das Angebot steht: Erst das Modellprojekt – dann werde die Sparquote erfüllt.
Woran es hapert? Die Jugendbehörde müsste bei einer Privatisierung des Freizis Friesenstraße die beiden bisherigen Bediensteten „doppelt“ bezahlen: Einerseits das Geld für ihre Stellen an den privaten, freien Träger überweisen, andererseits die bisherigen Jugendsozialarbeiter innerhalb des öffentlichen Dienstes versetzen und weiter bezahlen. Einer aber sei schon lange krank.
Andererseits sei es Ziel des „Anpassungskonzepts Kinder- und Jugendarbeit“ gewesen, von der Behörde Geld statt Personal zu bekommen. So war es im Juli 2000 von der damaligen Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD), den Wohlfahrtsverbänden und freien Trägern vereinbart worden. Das Budget für Kinder- und Jugendarbeit ist so bis ins Jahr 2005 auf das 1999er Niveau von 6,3 Millionen Euro eingefroren worden. Nach einem komplizierten Bedarfsschlüssel wird es seither an die Stadtteile verteilt. Vorteil: Planungssicherheit.
Vorgesehen waren in diesem Jahr für Mitte/Östliche Vorstadt 410.000 Euro – bis festgestellt wurde, dass weniger Migrantenkinder dort wohnen als angenommen. So kürzte man den Bedarf um 28.000 Euro. Zusätzlich muss 2004 noch eine Sparquote von 7.000 Euro erbracht werden. Beides ging vor allem zu Lasten des Sportgartens (22.000 Euro) und der Aucoop (6.500 Euro). Dagegen wehrt sich der Beirat.
Da das Geld aus dem Topf des Anpassungskonzepts nur für Kinder- und Jugendarbeit ausgegeben werden dürfe, so Bücking, müssten Einsparungen des einen Bereichs einem anderen zugute kommen. Fest stehe: von den 45 Stellen in Bremer Freizis seien derzeit drei nicht besetzt. Das entspreche Minderausgaben von über 100.000 Euro. Dieses Geld werde vom Finanzsenator als Sparbeitrag des Sozialressorts „verschnabuliert“, so Bücking. Ein Teil davon, nämlich 28.000 Euro, müsse nun wieder seiner ursprünglichen Bestimmung zugeführt werden, beschloss auch der Beirat: Sportgarten und Aucoop sollen das Geld bekommen. Die Botschaft ist klar: Lasst den Stadtteil das Geld verwalten – selbst gravierende Kürzungen organisiert er vernünftiger und fairer als die Behörde. fis
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