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berliner szenen Beachball ohne Beach

Sand harken

Am See wird Ball gespielt. Eine gute Tradition, die auf Boccia-Spiele an der Adria oder Softball an deutschen Baggerseen verweist. Einige der Strandsportarten konnten sogar Fernsehstatus erlangen: Inzwischen karren Lastwagen Sand in die Zentren der großen Städte, Tribünen werden gebaut und Kameras positioniert, damit gestresste Zu-Hause-Urlauber leicht bekleideten Menschen beim Beachvolley- oder -fußball zuschauen können. Was zeigt: Diese Sportarten funktionieren auch ohne das schaumige Rauschen der Wellen im Hintergrund. Hauptsache, es ist Sand da.

Im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg lässt sich Beachvolleyball auch ohne Publikum spielen. Am Zugang zu den drei Plätzen befindet sich ein schwarzes Brett, auf dem der SV Pfefferwerk das sandige Spiel anpreist und Reklame für ein „Bälle gegen Gewalt“-Sportfest macht. Daneben steht die „Strandordnung“ und mahnt die Spieler, nach dem Match auch schön den Sand zu harken: „Wer nicht harkt, der nicht gewinnt.“ Auf den drei Plätzen – der einzig unbespielte ist tatsächlich geharkt – tummeln sich Männer in Halbkleidung. Spielstände werden gerufen. Sand rieselt. Hände klatschen sich nach Punktgewinnen ab. So stellt man sich Beachvolleyball vor, nur die Frauen in Bikinis fehlen. Die eine Paarung (gespielt wird Pärchen gegen Pärchen) löst sich schnell auf und dampft ab – duschwärts. Es ist einfach zu heiß in diesem Sommer, das Fehlen eines Sees macht sich bemerkbar. Zwei Fehlangaben, dann erst mal Pause: Am uferlosen Stadtstrand tut sich nichts mehr, die Männer japsen im Schatten. Kein See, nirgends. Keine Chance, mit Wasser zu spritzen, sich abzukühlen, nichts. Und dann noch den Sand harken. Na, danke. RENÉ HAMANN

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