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DER RECHTE RANDNPD im Wortlaut

Am vergangenen Sonntag schritt die Polizei ein, als die NPD vor der St. Marien-Kirche in Waren protestierte. Sie wollte eine „Mahnwache“ gegen einen Gemeindebrief abhalten, in dem diekatholische und evangelische Kirche vor der Partei warnen.

Im Internet hatten es die Rechtsradikalen leichter: Das Regionalportal „MVregio“ griff eine Presseerklärung der NPD-Fraktion gegen den Brief auf. Neben einem Bild eines freundlich schauenden NPD-Fraktionschefs Udo Pastörs steht auf der Website die Parteierklärung. Kritische Anmerkungen folgen nicht. „Ja, das ist der gesamte Wortlaut der Presseerklärung“, sagt Klaus-D. Böhme, verantwortlicher Chefredakteur bei den „Nachrichten für Mecklenburg-Vorpommern“. Unkommentiert kann Pastörs fordern: „Statt pauschaler Verurteilung (...) sollten die Kirchen besser in einen Dialog mit den Nationalen eintreten.“

Von einem Fehler möchte Böhme nichts wissen. „Nein, in der Redaktion haben wir uns entschieden, die NPD wie jede andere Partei zu behandelt“, sagte er der taz. Presseerklärungen der CDU, SPD und auch der Linkspartei würden sie aufgreifen. Er glaubt: „Wenn die NPD im O-Ton wiedergegeben wird, entlarvt sie sich für den Leser selbst.“ Dass MVregio die NPD so salonfähig macht, befürchtet die Redaktion offenbar nicht. „Ich bin kein Freund der NPD“, versichert Böhme und fügt hinzu: „Wir machen für sie keine PR.“

Schon öfter hat ihm diese Veröffentlichungspraxis Kritik eingetragen, etwa im Internetportal „NPD-Blog.info“ des Journalisten Patrick Gensing. In einem Antwortschreiben wirft Uwe Schröder darauf hin dem Anti-NPD-Portal vor, „ideologisch“ zu sein, belehrt die Autoren über die Pressefreiheit und versichert, seine Leser „unbeeinflusst“ und „seriös“ über die NPD zu informieren. Schröder bemerkt auch, dass der „Blog recht israelfreundlich daherkommt“ und fragt Gensing: „Betrachten Sie sich als Humanist?“ ANDREAS SPEIT

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