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Hamburgs Hoch im Norden

Finnische Saunagänge und norwegische Basare, dänische Architektur und das schwedische Lichterfest – die Skandinavier in der Hansestadt sind auch optisch verbunden: Vier nordische Gotteshäuser stehen in einer Straße beieinander

von PEGGY WOLF

Zugegeben, das Naturschauspiel Mitternachtssonne hat Hamburg nicht zu bieten. Doch präsent ist der hohe Norden in der Hansestadt allemal. Zumal diese mit einer städtebaulichen Besonderheit aufwartet: Schließlich stehen hier vier skandinavische Gotteshäuser in einer Straße beieinander.

Die gut hundert Jahre alte „Finnische Seemannskirche“ in der Ditmar-Koel-Straße 6 ist eine davon. Muttersprachliche Gottesdienste, allerdings nicht jeden Sonntag – die nächsten sind am 7. und 21. September, ab 13 Uhr – finden hier statt oder Konzerte wie das der Pianistin Mariann Hercegh, der Cellistin Diana Kettler und der Geigerin Katalin Hercegh am 7. September: Beginn ist um 19.30 Uhr, der Eintritt ist frei. Im Kirchgarten wird am 30. August und am 13. September, jeweils 18 Uhr, zum Grillabend geladen, das typisch Finnische sind aber eher die „Ohrfeigen“, finnisches Zimtgebäck, das montags bis donnerstags von 15 bis 22 Uhr in der Cafeteria serviert wird. Näheres zu allen Veranstaltungen: ☎ 31 69 71.

Etwa 1000 Finnen leben in Hamburg, klar, dass es nicht nur eine „Finnische Gesellschaft“, ☎ 46 55 45, sondern auch eine echte finnische Sauna gibt. Sie heißt „Scandia“ und ist nicht nur Sauna, sondern auch Bar. Der Helsinkier Timo Fritze (46) eröffnete sie 2001 in der Gerhardstraße 7. Das Finnische daran ist, „dass Frauen und Männer getrennt voneinander schwitzen, sich in der Sauna nicht begegnen“, erklärt der Inhaber. Mit Prüderie hat das nichts zu tun. Sondern mit Erholung: „Man kann hier rauchen, ein Bier trinken oder einen Salmiakschnaps“, erklärt Fritze das Prinzip.

Treffpunkt für Hamburger und knapp 1400 in Hamburg lebende Schweden ist die „Schwedische Seemannskirche“. Das evangelische Gotteshaus in der Ditmar-Koel-Straße 36 wurde 1907 eingeweiht. Hauptgottesdienste finden jeden Sonntag um 11 Uhr statt – zumindest von September bis Juni. Im Juli und August werden sie um 18 Uhr abgehalten. Immer auf Schwedisch, nur das Vaterunser kann jeder Anwesende in seiner Sprache sprechen. Die Cafeteria ist täglich von 16 bis 22 Uhr geöffnet – schwedische Zeitungen sind selbstverständlich, schwedische Zimtwecken werden von der Husmor, zu deutsch Hausmutter, oder den beiden GemeindeassistentInnen nach Originalrezept täglich frisch gebacken. Vom 20. bis 23. November veranstaltet die Kirche einen opulenten Weihnachtsbasar, und am 13. Dezember feiert die Gemeinde von 17 bis 19 Uhr das Fest der „Lichterkönigin“. Näheres unter ☎ 31 27 75.

Der Pflege von Landessprache und Kultur hat sich seit 1906 der „Schwedische Club in Hamburg“ verschrieben. Um an Veranstaltungen teilzunehmen, bedarf es keines Mitgliedsscheins. Höchstens einer Anmeldung: Am 5. September beispielsweise lädt der Club um 19 Uhr zum „Flusskrebsessen“ ins Restaurant des Schiffes „Galatea“ am Ballindamm. Nichtmitglieder zahlen für den Abend 50 Euro, Getränke, Brot und Salat inklusive, und müssen sich bis zum 25. August unter ☎ 420 88 18 anmelden. Informationen zu den vom Club initiierten Schwedischkursen gibt‘s unter ☎ 22 98 391 oder www.skanskol.de.

Norweger, etwa 800 leben in Hamburg, kann man am besten in der „Norwegischen Seemannskirche“, Ditmar-Koel-Straße 4, treffen – zum Gottesdienst, jeden Sonntag um 11 Uhr, oder in der Cafeteria. Die Spezialität des Hauses sind Waffeln. Jeden ersten Freitag im Monat werden im Gemeinderaum ab 19 Uhr norwegische Filme im Original gezeigt, und vom 13. bis 16. November, jeweils 12 bis 20 Uhr, findet der traditionelle Weihnachtsbasar statt. Auskünfte unter ☎ 36 09 78-0.

Gleich neben dem norwegischen steht als viertes skandinavisches Gotteshaus die „Dänische Seemannskirche“ (Ditmar-Koel-Straße 2), doch lassen sich architektonische Spuren dänisch-hamburgischer Verbundenheit auch an anderen Orten finden. Das Verwaltungsgebäude der HEW in der City Nord oder das Christianeum in Othmarschen wurden vom dänischen Architekten und Möbeldesigner Arne Jacobsen geplant. Die Ausstellung „Absolut modern“ in den Deichtorhallen gibt noch bis zum 14. September Einblick in Werk und Schaffen Jacobsens und führt auch zu Originalschauplätzen (Informationen unter ☎ 32 10 30).

Von den etwa 1500 in Hamburg lebenden Dänen haben sich etliche der „Dänisch-Deutschen-Vereinigung“ (☎ 511 94 96) angeschlossen. Die widmet sich seit 1977 zwar hauptsächlich der Pflege dänischer Kultur, Geschichte und Sprache, doch zehnmal im Jahr bietet der Verein seinen 300 Mitgliedern Vorträge zu verbindenden Themen an. So geht es am 9. Oktober um 19 Uhr in der Seemannskirche um Dänisch-Altonaer Prominenz – den Arzt und Reformer Johann Friedrich Struensee. (Sämtliche Veranstaltungen der dänischen Gemeinde sind unter www.dk-hamburg.com abrufbar.)

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