: Mehr Behinderte in Regelschulen
Die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Ute Erdsiek-Rave (SPD) will die meisten behinderten und sozial stark benachteiligten Schüler aus den Förderschulen herausholen. Sie sollen künftig in Regelschulen integriert lernen. Binnen zehn Jahren wolle sie die Quote der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die nach dem Prinzip der „inklusiven Bildung“ unterrichtet werden, von 45 Prozent auf den europäischen Durchschnitt von 85 Prozent heben, sagte Erdsiek-Rave am Freitag in Kiel.
Die Ministerin appellierte an ihre Amtskollegen, ihrem Kurs zu folgen. „Wir brauchen bundesweit einen Wechsel in der pädagogischen Blickrichtung“, sagte Erdsiek-Rave, die für den Norden ein „Jahr der inklusiven Bildung“ ausgerufen hat: „Nicht das Kind muss sich an die bestehenden Schulen anpassen, es muss umgekehrt sein.“ Im Land gebe es 16.000 Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf. Dies entspreche einem Anteil von 5,5 Prozent. Von einem gemeinsamen Unterricht könnten alle Schüler profitieren, sagte die Ministerin. Erdsiek-Rave will das Thema auch in der Kultusministerkonferenz vorantreiben.
Der Koalitionspartner in Kiel reagierte distanziert. „Bei aller Sympathie für das Projekt der inklusiven Bildung darf der individuelle Bedarf jedes einzelnen Kindes nicht aus dem Auge verloren werden“, sagte die CDU-Bildungspolitikerin Susanne Herold. dpa/taz
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