: Zollverein im Zeitplan
Trotz Querelen im Aufsichtsrat der Entwicklungsgesellschaft gehen die Arbeiten im Essener Weltkulturerbe weiter. März 2006 soll alles fertig sein
VON PETER ORTMANN
Unaufhörlich wird in der Kohlenwäsche Rost geklopft, Wände und Maschinen entfernt, Korrosionsschutzfarbe gepinselt. „Wir werden dort auf jeden Fall bis März 2006 fertig“, sagt Stefan Schwarz, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Zollverein (EGZ). Dennoch kehrt auf dem Gelände des Weltkulturerbes in Essen keine betriebsame Ruhe ein.
In der letzten Woche verweigerte Zollverein-Aufsichtsratsmitglied Reinhard Paß (SPD) der Geschäftsführung der EGZ die Entlastung. Dies teilte er NRW-Städtebauminister Michael Vesper (Grüne) in einem offenen Brief mit. Der Essener Oberbürgermeisterkandidat und Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten nannte als Grund Mängel im Jahresabschlussbericht, die bei einer Wirtschaftsprüfung durch die PwC Deutsche Revision entdeckt worden seien sollen. Angeblich sollen auf Zollverein Mitarbeiter ohne Vertrag beschäftigt und Aufträge nicht rechtmäßig vergeben worden seien. In der EGZ-Geschäftsführung gibt man sich gelassen. Die Vorwürfe würden gerade geprüft und bei der nächsten Aufsichtsratssitzung ausgeräumt. Die Entlastung sei nur verschoben. Mehr könne er nicht sagen, sagt Geschäftsführer Schwarz.
Im Städtebau-Ministerium denkt man über Konsequenzen nach. „Die Vorgehensweise von Herrn Paß war rechtswidrig und fügt dem Projekt Schaden zu“, sagt Minister Vesper, der sich noch am Montag vom Fortgang des Umbaus der Kohlenwäsche persönlich überzeugt hat. Hier soll bis 2006 das neue Besucherzentrum und das RuhrMuseum auf der ehemaligen Zeche entstehen. „Durch den offenen Brief wurde die Verschwiegenheitspflicht nach dem GmbH-Gesetz verletzt“, erklärt Ministeriumssprecherin Susanne Düwel. Es habe nicht im eigenen Ermessen von Reinhard Paß gelegen, seine Haltung vor der Aufsichtsratssitzung öffentlich zu machen. Dadurch könne der Entwicklungs-Gesellschaft Schaden entstanden sein. Noch sei aber nicht klar, welche Konsequenzen Minister Vesper ziehen werde. Auch habe er bei seinem Besuch auf dem Weltkulturerbe Zollverein keine Anzeichen für eine Verschleppung der Baumaßnahmen feststellen können, so Düwel.
Für Stefan Schwarz sind die ständigen Attacken gegen die Entwicklungsgesellschaft nicht nachvollziehbar: „Die Arbeiten gehen doch hervorragend voran.“ Das dies an der Außenfassade der Kohlenwäsche noch nicht wahrnehmbar ist, sei zwar richtig, doch dieser Umbau käme erst zum Ende der inneren Baumaßnahmen. „Wir hätten sonst sehr früh Sicherungs-Gerüste aufbauen müssen“, sagt er. Auch beim zweiten Großprojekt Design-School sei die Entwicklungsgesellschaft im Zeitplan. Der weiße Kubus des japanischen Architekturbüros Sanaa werde voraussichtlich sogar früher als die Kohlenwäsche fertig. Die noch am Bauplatz befindliche Schraubenfabrik von Rainer Wilhelmi werde jetzt woanders neu aufgebaut, noch in diesem Jahr könne mit dem Abbruch der Gebäude begonnen werden. Die Zollverein-Stiftung beschäftige sich bereits mit dem Center-Management für die Kohlenwäsche.
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