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Neues Räume für die Museumspädagogik

Das Übersee hat jetzt sein „Conrad Naber Center“, die Böttcherstraße lockt Kinder und Erwachsene in die Crusoe-Halle

Vor einigen Jahren veröffentlichte der Bremer Unternehmer Conrad Naber ein Buch mit dem Titel „Nur die Faulheit bringt uns weiter“. Mit dem jetzt eingeweihten Conrad Naber Center, wie die neuen museumspädagogischen Räume des Übersee heißen, geht das kaum zusammen. Höchstens so: Mit Leichtigkeit und einem einfachen Zugang zu schwierigen Inhalten gelangen.

Auf den ersten Blick machen die vier Räume im zweiten Stock, in kühlen Farben und funktional gehalten, eher den Eindruck eines Kongresszentrums. Computer- und Tagungsraum im vorderen Bereich sind in der Tat eher für Jugendliche und Erwachsene gedacht, „hinten in der Küche und im Matschraum können sich die Kleineren auslassen“, sagt Museumssprecherin Friederike Mönninghoff. „Wir müssen erst nach und nach das Inventar aus den alten Räumen herüberräumen“, erklärt sie die noch steril wirkenden Räume. 450.000 Euro hat der etwas über 200 Quadratmeter umfassende, von Naber komplett finanzierte Komplex gekostet. Der Namens- und Geldgeber machte aus der Einweihung keinen großen Akt: „Hiermit ist die Sache eröffnet.“

Endlich also mehr Platz auch für das bereits sehr gut angelaufene Projekt „Forschen in eigener Sache“ (FIES): In Kooperation mit Schulen und Freizeiteinrichtungen können Jugendliche lebensnah kulturelle und geschichtliche Entwicklungen erlernen. Beispielhafte Fragen: Wie gelangt das lateinamerikanische Totenkopfsymbol nach St.Pauli, oder: Wie werden aus Tretern Schuhe und aus Lauten Gitarren?

Die 2006 gegründete „Naber-Stiftung Überseemuseum“ finanzierte auch ein Taschencomputer-System, das es dem Publikum ermöglicht, seinen ganz eigenen Museumsbesuch zu erleben. Dabei ist ein Audioguide an das Gerät gekoppelt, welches dann über Infrarot den Kommentar zu den aktuellen Stationen liefert.

Auch die Kunsthalle und die Kunstsammlungen Böttcherstraße verfügen jetzt über neue museumspädagogische Räume: Gemeinsam nutzen sie die Crusoe-Halle in der Böttcherstraße – lediglich von Oktober bis einschließlich Dezember bleibt sie der Angewandten Kunst als Verkaufs-Galerie erhalten.

Die Kunsthalle überbrückt damit lediglich ihren Umbau, für die Kunstsammlungen hingegen gibt es zum ersten Mal feste museumspädagogische Räume. Direktor Rainer Stamm hofft, die 48 Quadratmeter, für die lediglich die Nebenkosten übernommen werden müssen, auch nach der jetzt vereinbarten zweijährigen Laufzeit nutzen zu können. Die Kunsthalle wird dann wohl nicht mehr dabei sein. In ihrem neuen Anbau entstehen vier große museumspädagogische Räume samt Gang-Galerie. Bislang – wenn es nicht gerade Sonderaktionen gab – musste sich der kreative Nachwuchs in einen kleinen, hinter zwei Eisentüren verschanzten Raum zwängen.

Die Böttcherstraßen GmbH, hinter der die Sparkasse steht, stellt die am weserseitigen Ende der Straße gelegene Crusoe-Halle mietfrei zur Verfügung. Damit verbunden ist die Hoffnung, dem bislang nicht allzu kinderorientiert wirkenden Komplex neue Impulse zu geben. Aber auch Erwachsene sollen dort durch Seminare und „Kunstfrühstücke“ animiert werden.

JENS UTHOFF, HENNING BLEYL

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