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Saddam will es nicht gewesen sein

Exdiktator soll in einer persönlichen Tonbandbotschaft an den TV-Sender al-Dschasira jede Verantwortung für den Anschlag von Nadschaf zurückgewiesen haben. Nach zähem Ringen einigt sich der irakischen Regierungsrat auf eine Ministerriege

aus Kairo KARIM EL-GAWHARY

Über allem schwebt der Geist Saddam Husseins. Nachdem mehrere Augenzeugen in den letzten Tagen berichteten, sie hätten den ehemaligen Diktator in der Nähe der nordirakischen Stadt Mossul in Beduinenkleidung, mit Bart und dunkler Sonnenbrille gesichtet, und die US-Armee daraufhin die dortigen Straßensperren verstärkt hat, meldete sich die vermeintliche Stimme der Nummer eins auf den US-Fahndungslisten am Montagmittag erneut in der arabischen Fernsehstation al-Dschasira zu Wort. In einer kurzen Tonbandaufzeichnung streitet die Stimme jegliche Verbindung zu dem Anschlag auf den Schiitenführer Mohammed Bakir al-Hakim am letzten Freitag in Nadschaf ab. „Prüft die Nachrichten gut“, heißt es dort mit ruhiger Stimme, und weiter: „wie sie zischen wie Schlangen, die Diener der Invasoren, die Besatzer und die Ungläubigen, die meinen Gefolgsleuten die Verantwortung für den Anschlag auf al-Hakim zuzuschieben suchen.“

Unterdessen wurden am Montag, fünf Monate nach dem Sturz des Diktators, erstmals die Namen von 25 Ministern für ein irakisches Übergangskabinett veröffentlicht. Nach zähen Verhandlungen und langem Hickhack verkündete der im Juli von den US-Verwaltern geschaffene provisorische irakische Regierungsrat die Namen der neuen Minister. Ähnlich wie im Libanon wurden die Minister aufgrund ihres religiösen oder ethnischen Hintergrundes in einer Art Proporz bestimmt. Die Schiiten erhielten 13 Ämter, die sunnitischen Araber ebenso wie die Kurden fünf Posten, Turkmenen und assyrische Christen jeweils einen.

Einen Ministerpräsidenten gibt es bisher nicht. Auch der bisherige Regierungsrat hatte keinen Chef, da sich deren Mitglieder nie auf eine Person an der Spitze einigen konnten. Stattdessen rotierte bisher der Vorsitzende aus einem neunköpfigen Vorstand. Das Land im neuen Kabinett nach außen vertreten soll in Zukunft der Sprecher der Kurdischen Demokratischen Partei, Hoschjar Zebari, Innenminister wird Nouri Badran vom Irakischen National Accord, einer von den USA gesponserten irakischen Oppositionsgruppe. Das wichtige Ölministerium erhält Ibrahim Bahr al-Ulum, Sohn des schiitischen Geistlichen Mohammed Bahr al-Ulum, der erst am Montag sein Amt im provisorischen Regierungsrat niedergelegt hatte aus Protest gegen die Unfähigkeit der US-Besatzungstruppen, in dem Land für Sicherheit zu sorgen. Das Finanzressort wird dem Sunniten Kamel al-Gailani unterstellt, Mitglied einer einflussreichen alteingesessenen Bagdader Familie.

Einzige Frau im Kabinett wird die Kurdin Nesreen al-Burwari. Sie nimmt die Herausforderung an, das Ministerium für öffentliche Arbeiten zu leiten, das für die Infrastruktur zuständig ist. Das berüchtigte Informationsministerium wurde aufgelöst, und ohne irakische Armee gibt es auch kein Verteidigungsministerium. Vereidigt werden soll das neue Kabinett erst nach dem Ende der Beerdingungsfeiern für Ajatollah Bakir al-Hakim.

Mit wenigen Ausnahmen sind die meisten Namen der neuen Ministerriege selbst den Irakern kaum bekannt, und es handelt sich dabei eher um technokratische als politische Ernennungen. Die große Frage ist, wie viel Einfluss diese Minister, besonders in den strategisch wichtigen Ministerien, haben werden und wie unabhängig sie von den Besatzern agieren können. Die jetzt veröffentlichte Liste musste jedenfalls zunächst einmal inoffiziell von Paul Bremer, dem US-Verwalter des Irak, abgesegnet werden. Wie es ein irakischer Bekannter am Telefon in Bagdad fasst: „Glaubst du wirklich, dass die Amerikaner es zulassen werden, dass ein Iraker im für Sicherheit zuständigen Innenministerium oder im Ölministerium das Sagen hat?“

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