: Ende der Lehrstunde
Ein Treffen türkischer Linksextremisten aus Köln in Baden-Württemberg wird von der Polizei gewaltsam aufgelöst
Köln taz ■ Als „Familientreffen“ war es bei der Campingplatzverwaltung angemeldet worden. Doch der Gruppe, die sich seit Montag in Eberbach-Neckarwimmersbach versammelt hatte, stand der Sinn nach anderem. Organisiert von einem in Köln ansässigen türkischen Verein, sollen sich in dem idyllischen baden-württembergischen Örtchen Aktivisten der illegalen „Devrimci Halk Kurtulus Partisi – Cephesi“ (DHKP-C), der „Revolutionären Volksbefreiungspartei-Front“, zur „Kaderschulung“ getroffen haben.
Unter wütenden „Tod dem Faschismus überall“-Rufen wurde das Treffen gestern von der Polizei gewaltsam aufgelöst. „Die Rechtsordnung ließ keine andere Vorgehensweise zu“, sagte der Heidelberger Polizeisprecher Harald Kurzer der taz.
Bereits am Donnerstag waren die Beamten erstmals gegen das Zeltlager vorgegangen. Sie stellten die Personalien von insgesamt 56 Personen fest und erteilten den marxistisch-leninistischen Campern Platzverweise, die diese jedoch ignorierten. Gleichzeitig wurden in Ehrenfeld die Räume des Kölner Vereins durchsucht. Auch hier wurden Propagandamaterial und Computer beschlagnahmt. Außerdem noch durchsucht wurde die Wohnung eines führenden Vereinsmitglieds. Dem Verfassungsschutz gilt Köln als deutsches Zentrum der DHKP-C.
Die DHKP-C wurde 1994 nach der Spaltung der 1983 verbotenen „Devrimci Sol“ gegründet und wird in der Türkei für den Tod von rund hundert Polizisten und mindestens 80 Zivilisten verantwortlich gemacht.
Neben Besetzungen von Reisebüros und dem Werfen von Brandsätzen gegen türkische Einrichtungen sorgte die militante Gruppe im Rheinland in den 90er Jahren auch durch die Erschießung eines Abtrünnigen in Bergisch Gladbach für Schlagzeilen. Seit 1998 in der Bundesrepublik verboten, setzte sie die EU im Mai 2002 auf ihre Liste von „Terrororganisationen“. Bundesweit verfügt die DHKP-C über etwa 700 Mitglieder, 200 von ihnen kommen aus NRW. Pascal Beucker
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