: Farc-Guerilla signalisiert Dialogbereitschaft
Den Vorschlag der kolumbianischen Regierung zu einem Gefangenenaustausch lehnt die Organisation jedoch ab
PORTO ALEGRE taz ■ Die Farc-Guerilla hat das jüngste Angebot der kolumbianischen Regierung für einen Gefangenenaustausch abgelehnt. In einer seit vorgestern im Internet verbreiteten Erklärung nannte das „Sekretariat des zentralen Generalstabs“ die Bedingungen des Regierungsvorschlags „unrealistisch und unseriös“. Allerdings sei man nach wie vor an einem „humanitären Austausch“ interessiert.
Die „Wende im Diskurs“ von Präsident Álvaro Uribe über einen möglichen Gefangenenaustausch „würdigen wir angemessen“, heißt es in der Erklärung. Sie stehe allerdings „in deutlichem Gegensatz zur ernsten und zunehmenden Gefahr, der die Gefangenen heute durch die Intensivierung der Befreiungsoperationen ausgesetzt sind“. Zudem will die Farc-Führung selbst bestimmen, welche KämpferInnen freikommen sollten.
„Wir dementieren kategorisch, dass wir das offizielle Angebot vor dem 18. August gekannt haben sollen“, heißt es weiter. Die kolumbianische Regierung hatte am Mittwoch vergangener Woche mitgeteilt, dass der Vorschlag, 50 Guerilleros aus der Haft zu entlassen, der Farc-Führung bereits am 23. Juli über einen Schweizer Vermittler zugegangen sei. Dafür erwarte man im Gegenzug, so der Friedensbeauftragte Luis Carlos Restrepo, die Freilassung von 59 entführten PolitikerInnen, Soldaten, Polizisten sowie von drei US-Amerikanern.
Nach Regierungsangaben befinden sich rund 1.600 Geiseln in der Gewalt der Farc. Umgekehrt sind fast 4.000 Guerilleros in Haft, die wegen „Rebellion“ angeklagt oder verurteilt wurden. 3.150 von ihnen werden den Farc zugerechnet. Ein Abkommen müsse „von Angesicht zu Angesicht“ ausgehandelt werden, schreiben die Farc nun. „Unsere mit allen Vollmachten ausgestatteten Verhandlungsführer sind seit vielen Monaten designiert.“ GERHARD DILGER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen