: Flirten auf Französisch
Die Verlage überschlagen sich, besondere Lernhilfen zu erfinden: Von Englisch lernen mit Detektiv-Spiel bis Flirten auf Englisch gibt es alles
Die Schulbuch-Verlage bemühen sich seit Jahren, die Angebote der klassischen Jahrgangs-Bücher durch Extras, die das Lernen erleichtern sollen, zu erweitern. Das neueste Produkt, das der Langenscheidt-Verlag angekündigt hat: eine Schreibunterlage mit allen Mathe-Formeln, die in den mittleren Jahren der schulischen Laufbahn gelernt werden wollen. Oder eine andere mit der Weisheit der Physik, herumgedreht öffnet sich die Welt der Chemie. Der Nachteil solcher Utensilien ist, dass sie sich nicht für das Aufkritzeln von Herzchen oder Telefonnummern eignen. Aber vielleicht führt ja der verträumte Blick auf die Schreibunterlage zu Effekten, die das alte Schulbuch unter dem Kopfkissen nicht gebracht hat.
Für den prä- oder postpubertären Einstieg in die Fremdsprache hat Berlitz, mit Langenscheidt unter einem Dach, die reihe „Flirten mit …“ herausgebracht. Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch – vieles ist da im Angebot. Die kleinen Helferlein passen in jede Hand- oder Hosentasche, auch wenn sich das komplizierte Falt-Format nicht für unbemerktes Nachschlagen eignet. Die Fragen und die Antworten der Kontakt-Hilfe bewegen sich auf Anfänger-Niveau. In der Rubrik „Näheres Kennenlernen“ (Duden widrig zusammen geschrieben!) gibt es die Frage „Est-ce que tu es marié?“ oder das „Est-ce que tu voyage seul(e)?“ Weiter geht die Annäherung nicht mit diesem Hilfsinstrument, dafür müsste der Verlag ein zweites Falt-Heftchen „Liebe auf …“ entwerfen. Für seine 2,50 Euro pro Stück ist die „Flirten“-Reihe eher ein Party-Spaß als eine echte Hilfe.
Für Eltern, denen die Computer-Verweildauer ihrer Kinder Sorgen macht, hat der Axel Juncker-Verlag ein PC-Spiel „Finden Sie den Dieb des blauen Diamanten“ herausgebracht. „Spannend Englisch lernen am PC“ ist das Versprechen, ein interaktives Detektiv-Spiel. Die Dialoge sind in Englisch auf dem Bildschirm, werden sie angeklickt, liest ein Sprecher den Satz und seine Übersetzung vor. Ein unterhaltsames Spiel, das die fremde Sprache ganz nebenbei nahe bringen soll. Allerdings wird die Aufmerksamkeit des Spielers so sehr an den Bildschirm und die detektivische Suche gebunden, dass für das Lernen der Sprache wenig Hirnareal frei bleibt. Eine Alters-Empfehlung gibt es nicht – die Altersgruppe der Acht- bis Zehnjährigen, die heute mit dem Englisch-Lernen anfängt, wird von der Detektivgeschichte nicht unbedingt angesprochen.
Für kleine Menschen, die richtig Sprache lernen wollen, aber gern vor dem Bildschirm sitzen, hat Juncker einen „Multimedia-Sprachkurs“ herausgebracht. Von „Hello, I’m Bob“ bis zu komplizierten Dialogen wird alles vorgelesen, was auf dem Bildschirm erscheint und in kindgerechten Zeichnungen sympatisch nahe gebracht. Ein Vokabel-Programm verschönert das Pauken, leichte Übungen motivieren, sich aktiv an dem Lernen zu beteiligen. Der große Unterschied zur Schule: Man ist immer „dran“, kann alles bei Bedarf dreifach wiederholen oder überspringen und die Lehrerin ist auch nach dem dritten Patzer noch genauso freundlich.
Wer eine fremde Sprache braucht, sitzt oft stundenlang eingeklemmt mit minimaler Bewegungsfreiheit, deutlich weniger als die zwei Quadratmeter, die die Tierschützer für die Hundehaltung vorschreiben. Was tun auf der langen Autofahrt nach Italien? Eben. Italienisch lernen mit der „Quizbox“. Eine Idee, die auch für andere Fächer Schule machen sollte, denn mancher Schüler sitzt ja auch jeden Morgen in der Straßenbahn oder im Bus. Preiswert ist das System – mit gut zehn Euro ist man dabei – und bekommt den Lernstoff auf 600 kleinen Kärtchen. Auf der Vorderseite steht die Aufgabe, auf der Rückseite die Lösung. „Das Blaue vom Himmel versprechen“ – wie wimmele ich mit dieser Wendung einen zudringlichen Flirter ab? Auf italienisch „promettere mari e monti“, Meere und Berge versprechen, ganz einfach. „Wortfelder“, „typische Fehler“, falsche Freunde“ – die Karten sind nach verschiedenen Rubriken sortiert. Reines Vokabel- oder Grammatik-Training gibt es in dieser Serie nicht.
Langenscheidt sammelt auch Witze, diesmal nicht auf Karteikarten, sondern auf Kalenderblättern „A Joke a Day“ – ist die Devise. Auch für Lehrer geeignet.
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