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Und nächstes Mal bestell’n wir Pizza

Natalie Tenbergs Gastro- und Gesellschaftskritik: Das Molinari & Ko im Kreuzberger Bergmannkiez ist eine Pizzeria, die viel mehr als Pizza kann

Manchmal will man in einem Pizza-Laden auch mal etwas anderes von der Karte ausprobieren. Wenn man dann aber nicht die bewährte Pizza Margherita bestellt, wird man von einer herzlosen Lasagne enttäuscht. Oder von klebrigen Spagetti Carbonara, die schmecken, als kämen sie aus der Tiefkühltruhe. Der Salat ist auch langweiliger als das, was man zu Hause hinbekommt. Und wenn man ganz ehrlich zu sich selbst ist, war die Pizza früher auch besser.

Das Molinari & Ko im Kreuzberger Bergmannkiez wäre ein Kandidat für diese Art der Restaurants. Es ist kein besonders feines italienisches Restaurant, aber auch keiner dieser Pseudo-Läden mit falscher Italien-Flagge an der Tür. Sein Ruf basiert hauptsächlich auf der Pizza. Und optisch erinnert er mit seinen Paneelen-geschmückten Decken und Wänden auch an so viele andere, ins Rustikale tendierende Läden.

Doch auf den zweiten Blick kann man doch den Unterschied sehen. Die Gäste im vorderen Raum sitzen nicht nur an großen runden Tischen, sondern auch an und auf Schulmobiliar. Für kleinere Personen charmant, für größere wohl etwas mühselig. Im hinteren Raum schmückt eine Zeichnung von zwei Frauen mit Weinflaschen die Wand. Spießig oder ein ironisches Zitat? Wahrscheinlich eher Letzteres, denn sonst ist das Molinari & Ko erstaunlich Schnickschnack-frei. Insgesamt wirkt alles gemütlich, behaglich. Die Gäste – altersmäßig gemischt – glücklich. Auch wenn es mit der Bedienung mitunter etwas dauert. Man hetzt eben nicht im Molinari. Wozu auch?

Stattdessen genießt man den Anblick der Pizza am Nebentisch und dann die eigene Bestellung. Der Gartensalat mit Kaninchenfilet von der Tageskarte ist solide, besonders aufregend aber nicht. Dafür sorgen die Muscheln in Knoblauch-Weißwein-Soße und unverhoffter Tomate für mehr Enthusiasmus. Wirkliche Begeisterung kommt bei den zitronig marinierten Sardellen mit Surimi auf Rucolasalat auf. Eine so perfekte Kombination, dass man letzte Reste der Soße mit dem Brot wegstippen muss. Darauf folgt die phänomenale Pasta Fichi: Bandnudeln mit frischen Feigen, Parmaschinken, Zitronengras und Sahne. Nicht zu aufdringlich, aber abgerundet. Leider war – mein persönliches Dessertpech hält an – die Creme Karamell ausverkauft. Schade. Schließlich war im Molinari sonst alles zu zufriedenstellend und noch viel besser. Beim nächsten Mal, so schwören wir uns, muss mindestens einer am Tisch die Pizza bestellen. Die soll nämlich sehr, sehr gut sein.

RESTAURANT MOLINARI & KO, Riemannstr. 13, 10961 Berlin, Tel. (030) 6 91 39 03, U-Bahn Gneisenaustr., Mo.–Fr. ab 8 Uhr, Sa./So. ab 9 Uhr, Vorspeisen ab 4,20 Euro, Hauptspeisen ab 7,90 Euro, 0,75 l Wasser 4 Euro

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