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nazischmierereiJuden wieder im Schussfeld

Gut ein Jahrzehnt ist es her, da machte der braune Mob am Tag der Deutschen Einheit Jagd auf Menschen, die nicht arisch-deutscher Herkunft waren. In der Nacht zum gestrigen Feiertag wurde „nur“ eine Gedenktafel mit einem Hakenkreuz beschmiert. Sie erinnerte an Heinrich Stahl, der bis 1942 Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Berlins war und im KZ umgebracht wurde. Geht rechte Gewalt jetzt verstärkt von Menschen auf Dinge über – und ist das schon positiv zu werten?

Kommentar von PHILIPP GESSLER

Natürlich wäre dies zunächst erfreulich – zugleich aber zeigt die Schmiererei, dass die Nazischläger weiter unter uns sind und sich nun wohl auf das zurückbesinnen, was ihre beschränkte geistige Heimat ist: Judenfeindschaft, die zu Auschwitz führte.

Es ist kein Zufall, dass es Nazis gibt, die eine Bombe auf der Baustelle des neuen Jüdischen Gemeindezentrums in München zünden wollten: Die Juden sind wieder im Schussfeld, Türken etc. scheinen out zu sein. Zynisch gesagt, sollte man fast dankbar sein, dass sich die Neonazis mit solchen Schmierereien wieder in Erinnerung rufen und zeigen, wo ihre künftigen Ziele sind. Der Kampf gegen die braunen Schläger und Verführer ist noch lange nicht vorbei. Er hat gerade erst begonnen.

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