: Goetheplatz goes ganz nach oben
Mehr Beinfreiheit! Vier Kassen! Garderobenpersonal! Große Flanierflächen! Ordentlich zu trinken! Schallgedämmtes Dach! Und Monitore für Zuspätkommer! Bremens Hoch- und Theaterkultur hat wieder einen repräsentativen Ort der Begegnung
Bremen taz ■ „Dich teure Halle grüß’ ich wieder“: Gestern wurde das für 16,5 Millionen Euro renovierte Theater am Goetheplatz nach anderthalbjähriger Umbauzeit wieder eröffnet – unter anderem mit Wagner-Arien und einem spürbar gerührten Klaus Pierwoß, der den Generalintendantendress mit einer schicken weiß-grünen Werderfliege garnierte.
Interessante Farbgebungen bestimmen auch das Innere des unterem anderen mit Mitteln der „Stiftung Wohnliche Stadt“ sanierten Hauses. Bremens stadttheatrale Zukunft wird sich in einem zwischen dunkelbraun, hellgrau und cremefarben changierendem Ambiente entfalten, das sich per Schieferplättchen und Holzvertäfelungen bis in die Toiletten zieht.
Und die „harten“ baulichen Maßnahmen? Die letzte verbliebene Innenhof-Lücke auf dem Gelände wurde genutzt, um durch einen Anbau 400 zusätzliche Quadratmeter für Foyer- und Kassenaktivitäten zu schaffen (Architektin: Isabell Feest). Das schafft Platz für zwei neue Ticketcounter, einen Getränkeausschank, Bediengarderoben und reichlich Flanierfläche. „Wir wollen den gesellschaftliche Faktor wieder stärker betonen“, sagt Verwaltungsdirektor Lutz-Uwe Dünnwald.
Auch ganz basalen physischen Bedürfnissen trägt das renovierte Haus Rechnung: Nicht zuletzt zu Gunsten des obersten Ranges, in dem an heißen Tagen immer wieder mal Ohnmachtsanfälle zu beklagen waren, wurde eine Klimaanlage eingebaut. Die Reduzierung der – runderneuerten – Sitze von 894 auf 804 schafft Beinfreiheit. Wovon insbesondere die Jugend profitiert, die einerseits dringend ans Haus gebunden werden soll, andererseits aber unter dem Phänomen der Wachstumsbeschleunigung leidet, wie Dünnwald erklärte. Selbst auf die Zunahme der Unpünktlichkeit gibt es eine Antwort: Zuspätkommer können sich künftig mit Foyer-Monitoren über das Verpasste auf dem Laufenden halten.
Zu verpassen sind: 25 Premieren, eine erneuerte Bühnentechnik und verbesserte akustische Bedingungen – den Auftritten des Bremer Regens ist per Dachisolierung ein Riegel vorgeschoben. Wie es inhaltlich zugehen, wurde zur Eröffnung mit Helmut Baumanns „Theaterzauber“-Revue angedeutet: Unter der Leitung von nicht weniger als fünf Dirigenten (abwechselnd) spielten sämtliche Sparten des Hauses, mit eindeutigen Höhepunkten bei Urs Dietrichs Tanztheaterszenen aus „Clip“ und Baumanns eigenem Auftritt als „Kiss me Kate“-Conferencier. H. Bleyl
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