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Studenten futtern

Rund um den Campus wimmelt es von Imbissen und Restaurants – der Student isst sparsam in der Mensa

von HANNING VOIGTS

Voller Bauch studiert nicht gern, das weiß der Volksmund schon lange. Aber auch ein knurrender Magen spornt nicht gerade zur Konzentration an. Die traditionelle Adresse gegen Studentenhunger ist die Mensa – das Studentenwerk versorgt in 13 Mensen täglich bis zu 20.000 Studierende mit Speisen und Getränken. Allein 2,8 Millionen Essen wurden 2002 ausgegeben. Ein Mittagessen kostet zwischen einem und 3,35 Euro, täglich kann man zwischen 6 Gerichten wählen. Wenn aber der Sinn nach Exotischerem steht, wie sieht es aus mit Alternativen rund um den Campus?

„Soviel Geld haben wir nicht“, sagen Silke (29) und Rafael (25) auf die Frage, ob sie auch außerhalb der Mensa essen gehen. Damit vertreten sie einen viel geäußerten Standpunkt. Beide stehen mit einem Becher Kaffee vor der Cafeteria des Studentenwerks im Foyer des „WiWi-Bunkers“. Hier gibt es Kuchen, Süßigkeiten und Obst zu studentischen Preisen. Der Kaffee kostet 80 Cent – entsprechend groß ist die Nachfrage. „Es gibt ja einige nette Läden hier, aber es kann sich kaum jemand leisten, dort regelmäßig zu essen“, sagt Rafael, „es gibt auch nirgendwo Studenten-Angebote.“

Annelene (24) gönnt sich nur einmal die Woche den Luxus, nicht in der Mensa zu essen. Dann geht sie in den „Bagel Park“ in der Grindelallee, direkt am Campus. „Die Einrichtung ist nett, es ist gemütlich, und die Bagels sind einfach lecker“, schwärmt sie. Der „Italian Bagel“ ist ihr Favorit – belegt mit Tomate, Frischkäse und Mozzarella. Direkt daneben sitzen fünf weitere Hungrige an Holztischen vorm „Café Dilo“, trinken Kaffee und essen Brötchen. „Das Mensaessen kann man auf die Dauer nicht aushalten, auch wenn‘s günstig ist“, klagt Britta, während sie sich über ihren gemischten Salat mit Schafskäse hermacht. Ihre Freundinnen pflichten ihr bei – die Nudeln dort sind ihnen zum Beispiel immer zu wabbelig. Besonders gerne besuchen sie daher den kleinen Asia-Imbiss im Grindelhof, „selbst wenn es da teurer ist“.

Maike (25) isst meistens in der Mensa – aus Kostengründen. „Viele sparen ihr Geld lieber, um abends mal weggehen zu können. Da bleibt nicht viel für teures Essen“, erklärt sie. Heute allerdings sitzt sie mit einer Freundin im „Café Abaton“ am Allende-Platz und lässt sich eine Lauch-Quiche mit Salat schmecken. Beschwerden über das Mensa-Essen? Für Markus nicht nachvollziehbar. Er ist 25 und hat bis vor einem Jahr noch in Freiburg studiert. „Die Mensa dort war eine echte Katastrophe, da hat man es in Hamburg sehr gut.“

In den Cafés im Grindelhof sitzen jede Menge Studenten, die aber meistens nur einen Becher Kaffee vor sich stehen haben. Satt werden die meisten mittags in der Mensa. Und das anscheinend nicht nur aus finanziellen Überlegungen – bei einer 2002 vom Studentenwerk durchgeführten Umfrage stimmten 60 Prozent der Befragten der These „Die Mensa ist besser als ihr Ruf“ zu. „Im Prinzip hat man als Student drei Möglichkeiten“, verrät Eike (21), der vor dem Philosophen-Turm sitzt, „man isst in der Mensa, man isst zu Hause, oder man hungert.“

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