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Kurs: „Deutsch-Südwestafrika“

Die Veranstaltungsreihe „Hamburg postkolonial“ bietet aktive Spurensuche

Offen, tolerant, das Tor zu Welt – so stellt sich Hamburg nach außen hin gerne dar. Als bunt und vielfältig will sich die Hansestadt verstanden wissen. Der Hafen spielt dabei für internationale Geschäfte und Beziehungen eine wichtige Rolle. Doch vor 100 Jaren war er auch Schauplatz eines dunklen Kapitels der deutschen Geschichte: Damals war Hamburg Zentrum des Kolonialhandels, hanseatische Kaufleute und Reeder bereicherten sich in Übersee.

Bis heute ist der Kolonialkrieg von 1904 bis 1908, den das deutsche Kaiserreich gegen die Herero und Nama im damaligen „Deutsch-Südwestafrika“ (heute Namibia) führte, nicht aufgearbeitet – und erst in diesem August hat sich die deutsche Regierung für den von oben ausdrücklich befohlenen Völkermord entschuldigt.

Grund genug für ein Bündnis aus Entwicklungspolitik, Kulturorganisationen, KünstlerInnen und WissenschaftlerInnen, die Veranstaltungsreihe Hamburg postkolonial zu starten. Noch bis Mitte 2005 gibt es ein vielfältiges Programm, das Stadtgeschichte und deutsche Vergangenheit verbinden will. Am Freitag hält Joachim Zeller beispielsweise einen Vortrag über die kolonialdeutsche Erinnerungskultur und deren Heldenkult. Zwei weitere Vorträge verschiedener Referenten folgen.

Interessierte Hamburger können aber auch selber aktiv werden. Bei Stadtrundgängen werden Ehrendenkmäler, Straßennamen, die auf ehemalige Kolonien hinweisen, sowie Kontorhäuser erkundet. Besonders auffällig wird dabei ab Ende September das an der Überseebrücke neu aufgestellte, umstrittene Denkmal des deutschen Kolonialoffiziers Hermann von Wissmann sein – die Künstlerin Jokinen ruft Interessenten auf, unter anderem durch eine Internet-Debatte Einfluss auf die Zukunft des Denkmals zu nehmen. Während einer Hafenrundfahrt kann man außerdem etwas über Hamburgs Handel mit der Dritten Welt erfahren.

Einen anderen Schwerpunkt setzt die Filmreihe „Koloniale Kamera“ im Metropolis-Kino. Hier wird ab Ende Oktober die Spiegelung der europäisch-afrikanischen Beziehungen im Film zum Thema gemacht. Historische Aufnahmen, die von deutscher Seite zu Propagandazwecken missbraucht wurden, werden ebenso gezeigt wie neuere Dokumentar- und Spielfilme.

Mit der Schaufensterausstellung „AfrikanerInnen in Hamburg“ erinnert das St.-Pauli-Archiv im November an Afrikaner, die vor hundert Jahren in Altona oder St. Pauli lebten. Erinnern, Aufarbeiten, Diskutieren – darum geht es den Veranstaltern. Gerade weil viele den Kolonialismus heute als historisch abgeschlossen ansehen. In einem Workshop an der Universität Lüneburg sollen deswegen Anfang Dezember auch die Nachwirkungen des Kolonialismus im Zentrum stehen. Im nächsten Jahr geht es mit neuen Exkursionen und Ausstellungen weiter. Hamburg, das Tor zu Welt – nach der kritischen Sicht auf die Geschichte der Stadt macht diese Bezeichnung sicher auch nachdenklich. Maren Albertsen

Vortrag „Heldenmale – Schandmale – Mahnmale: Anmerkungen zur kolonialdeutschen Erinnerungskultur“ mit Joachim Zeller: 24.9., 19 Uhr, Rothenbaumchaussee 19 I. Weitere Veranstaltungen bis Mitte 2005, www.hamburg-postkolonial.de

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