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Sehnsucht nach dem Masterplan

Der Gestaltungsbeirat der Stadt Köln fordert vom neuen Rat die Umsetzung des Hochhauskonzepts. Vom Elan der Kulturhaupstadtbewerbung sei nichts geblieben, bedauert der Vorsitzende Schilling

Von Jürgen Schön

Klare Vorstellungen von den Aufgaben des neu gewählten Kölner Rats hat der „Gestaltungsbeirat“. Der Vorsitzende des Gremiums, Johannes Schilling, empfiehlt dem Stadtparlament, das Stadtplanungsdezernat mit zentralen Kompetenzen auszustatten und mehr Geld für Städtebau-Wettbewerbe auszugeben. „Wir brauchen endlich einen Gestaltungsplan für das ganze Stadtbild, ehe es durch kleinteilige Lösungen zugemüllt wird“, mahnt er und hofft auf Politiker mit langfristigen Visionen wie in den 20er oder späten 40er Jahren.

Der Gestaltungsbeirat berät Verwaltung und Rat, insbesondere den Stadtentwicklungsausschuss, in architektonischen und städtebaulichen Fragen. Ihm gehören sechs Architekten an, die von ihren Berufsverbänden entsandt werden, dazu ein vom Oberbürgermeister ernannter „Externer“, aktuell der ehemalige Baseler Kantonsbaumeister Carl Fingerhuth. Ohne Stimmrecht vertreten sind die Ratsfraktionen, die Bezirksvertretung, der Stadtentwicklungsausschuss und die Verwaltung.

Entscheidungsbefugnis hat dieser Beirat nicht – und wenn seinen Empfehlungen nicht gefolgt wurde, fallen die Folgen meist unübersehbar störend ins Auge. Das LVR-Hochhaus in Deutz ist das jüngste Beispiel, ein anderes die Kalk-Arcaden auf dem ehemaligen CFK-Gelände. Schilling hält das neue Einkaufszentrum nicht nur als Konkurrenz für den ansässigen Handel für verfehlt, ihn ärgert auch, dass der dahinter liegende Park nachts nur durch „Nebeneingänge“ zu erreichen ist.

Bisweilen konnte allerdings „Schlimmeres verhindert werden“, bilanziert Schilling, vor allem bei rein städtischen Projekten wie dem Heumarkt. „Hier konnten wir uns mit Laternen und Bäumen durchsetzen, nicht aber bei den Aufbauten für das unterirdische Parkhaus.“ Erfolgreich sei man auch bei Schulen.

Großen Worten folgen in Köln selten große Taten, umschreibt Schilling die Kölner Planungsmentalität und spielt auf die Gestaltung des öffentlichen Raums an, die bei der Bewerbung zum Titel „Kulturhauptstadt Europas 2010“ noch als großes Ziel verkündet wurde. „Davon ist nichts geblieben“, stellt Schilling fest. Dabei bestehe genug Handlungsbedarf. Etwa beim Friesenplatz, der jetzt durch seine wilde Außengastronomie eher an einen Dorfplatz als an eine Großstadt erinnere. Die Fassade des dort stehenden Foster-Baus sei ja nicht mehr zu ändern, sei aber immerhin durch den Einspruch des Gestaltungsbeirats „ein bisschen“ verbessert worden.

Doch die Rücksichtnahme auf – nicht nur wirtschaftliche – Interessen Einzelner sei typisch für Köln. So lasse sich die Stadt umso leichter ein Denkmal schenken, je einflussreicher die Pressuregroup sei – nicht immer zum Wohle des Stadtbilds, wie Plastiken für Konrad Adenauer oder Willy Millowitsch zeigten. Vor allem die Bezirksvertretungen seien anfällig für solchen Druck.

Zwei Hausaufgaben müsse die Stadt schnell erledigen: das Hochhauskonzept und das Höhenentwicklungskonzept. Ersteres legt fest, wo und wie in Köln Hochhäuser gebaut werden, das zweite bestimmt die allgemeine Traufhöhe innerhalb der Ringe.

Ob es bei diesem Arbeitspensum nicht sinnvoll sei, wenn die Stadt erst einmal sechs Monate lang keine Baugenehmigungen mehr erteile, um alle Fragen zu klären? „Nicht nötig“, meint Schilling. „Das Hochhauskonzept etwa liegt fertig in der Schublade. Die Politiker müssen es nur endlich beschließen.“ Nur: In Köln habe man Angst, potentielle Investoren, die hoch hinaus wollen, zu vergraulen. Doch Schilling ist überzeugt: „Es gibt mehr Investoren, die wegen der unsicheren Planungslage nicht nach Köln kommen.“

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