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Gemeinsam den Brustkrebs besiegen

Eine Zusammenarbeit zwischen Ersatzkassen, Krankenhaus und Ärzten soll die Qualität der Brustkrebsbehandlung verbessern. Ganz nebenbei verdienen alle Beteiligten daran. Selbsthilfegruppen reichen Qualitätsstandards nicht aus

Alle 27 Minuten stirbt in Deutschland eine Frau an Brustkrebs. Das macht um die 50 Tote pro Tag und rund 18.000 Todesfälle auf das Jahr gerechnet. Allein in Berlin erkranken rund 2.300 Frauen jährlich daran. Um ihnen eine qualitativ bessere Behandlung als bisher zu bieten, wollen die Berliner Ersatzkassen, das Krankenhaus Waldfriede in Zehlendorf und rund 90 Onkologen künftig besser zusammenarbeiten und haben dazu nun einen bundesweit einmaligen „Vertrag zur Integrierten Versorgung bei Brustkrebs“ geschlossen.

Das ist auch bitternötig. „Die Frauen sind verunsichert, denn sie wissen nicht, welche Kliniken und Ärzte wirklich gut sind“, sagt Brunhild Dick, Leiterin einer Brustkrebs-Selbsthilfegruppe im Wedding und selbst Brustkrebspatientin. So kann sich in Deutschland jedes beliebige Krankenhaus Brustzentrum nennen. Einheitliche Qualitätsstandards für die Behandlung sind rar. Deshalb haben die Berliner Ersatzkassen vor einem Jahr ein „Disease-Management-Programm“ ins Leben gerufen. Die rund 300 Gynäkologen und Onkologen, die daran beteiligt sind, verpflichten sich, regelmäßig an Fortbildungen und Tumorkonferenzen teilzunehmen und überweisen Patientinnen nur in Kliniken, die nachweisen können, dass sie in Sachen Brustkrebs Erfahrung haben.

Der neue Vertrag zur Integrierten Versorgung geht aber noch einen Schritt weiter: So bemühen sich die Vertragspartner, die Chemotherapie ambulant zu organisieren. Sie folgt in der Regel auf eine Brustoperation, um Metastasen zu verhindern. Bisher mussten die Patientinnen nämlich alle drei Wochen zur Strahlentherapie für drei bis vier Tage ins Krankenhaus. „Die Patientinnen haben es ohnehin schon schwer nach der Operation, wieder in ihren Alltag hineinzufinden. Ständig ins Krankenhaus zurückzumüssen verschlimmert das Ganze nur“, meint Julia Herrenberger, Vorsitzende des Vereins Niedergelassener Hämatologen und schwerpunktmäßig onkologisch tätiger Internisten. In der Arztpraxis sei zudem der persönliche Kontakt zu Patientinnen besser gewährleistet. Die Frauen, die sich im Krankenhaus Waldfrieden operieren lassen, müssen sich den Arzt für die Nachbehandlung nicht mehr suchen, sondern ihr Chirurg gibt eine Empfehlung. Im Idealfall kommt der Arzt zum Vorgespräch in die Klinik.

Eine Kooperation, von der die Beteiligten auch finanziell profitieren. So sparen die Ersatzkassen bei der ambulanten Chemotherapie für die dreiwöchige Behandlung einer Patientin rund 1.400 Euro gegenüber dem Krankenhausaufenthalt. Die niedergelassenen Ärzte freuen sich über ein größeres Budget: Während sie vor dem Vertrag eine jährlich schrumpfende Summe für eine immer größere Anzahl Patientinnen zur Verfügung hatten, erhalten sie nun eine feste Summe pro Patientin.

Das Krankenhaus Waldfrieden hat zwar zunächst Einbußen durch den Wegfall der Chemotherapie – der Grund, warum sich nicht mehr Kliniken beteiligen wollten. Doch rühren Krankenkassen und Ärzte künftig kräftig die Werbetrommel für das relativ junge Brustzentrum.

Wenn’s allen nutzt, ist von den Beteiligten natürlich nichts Negatives zu hören. Doch Gudrun Kemper, Vorsitzende der Patientinnen-Initiative Mamazone, kritisiert, dass auch die Qualitätsstandards aus dem „Disease-Management-Programm“ weit unter dem liegen, was die Europäische Union vorgibt. Das sieht Martina Schröder vom Frauengesundheitszentrum genauso. Sie kritisiert, dass die Naturheilkunde außen vor bleibe, die bei der Stärkung des Immunsystem helfen könnte.

FRIEDERIKE KRIEGER

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