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centro-pläneFalsche Kläger

Jetzt wollen die Nachbarstädte klagen, nicht nur in den Medien, sondern vor Gericht, über die böse Stadt mit ihrem bösen und bald noch größeren Einkaufstempel CentrO. Die Städte als Beschützerinnen der kleinen Fachgeschäfte in ihren Zentren – das ist absurd.

KOMMENTAR VONANNIKA JOERES

Natürlich haben sie inhaltlich recht, das Revier hat viel zu viele Geschäfte für zu wenig KundInnen, zu viel Angebote für zu wenig Konsumfreude. Der Angeklagte ist also richtig, nur der Kläger ist der Falsche: Jede der klagenden Städte strebt nach neuen Kundenfängern, die nicht groß genug sein können. Duisburg plant Multi Casa, ein dem CentrO in der Größe noch überlegeneres Einkaufszentrum am Hauptbahnhof, das Mülheimer Rhein-Ruhr-Zentrum ist schon jetzt größer als es das erweiterte CentrO je sein wird. Essen wartet mit einer riesigen Karstadt-Mall am Berliner Platz auf und wenn Gelsenkirchen nicht die ärmste Stadt im Revier wäre, hätte sie mit Sicherheit auch einen Konsumtempel in der Pipeline.

Warum sich bei all diesen Projekten keine einzige klagende Stimme im benachbarten Rathaus erhebt, bleibt Spekulation. Vielleicht ist der Neid auf das zugegebenermaßen erfolgreichste Projekt am größten, weil die Oberhausener die ersten waren. Vielleicht soll von eigenen Wahnsinns-Ideen abgelenkt werden. Jedenfalls sollte das Städtebauministerium als einzig neutraler Player der Anklage seine Drohung für alle Städte wahr machen, und nur noch da fördern, wo Sinnvolles entsteht.

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