: KUNST & REISEN
Unterm Feigenbaum
Die meisten Künstler gehen gern auf Reisen. Zum Beispiel um sich inspirieren zu lassen. Der Berliner Multimediakünstler Alfred Banze etwa arbeitet vor allem, wenn er auf Reisen ist. Sein neustes Projekt heißt „Banyan“, benannt nach einem Feigenbaum, der im südlichen Teil Asiens als Teufelsbaum, Dämon oder Heiliger verehrt und gefürchtet wird.
Bei seinem letzten Aufenthalt zwischen Tahiti, den Cook Islands und Thailand hat Banze im Frühjahr dieses Jahres an vielen Orten kleine Kunstfestivals veranstaltet. Mit Künstlern vor Ort und mit der Kunst aus seinem Rucksack. Darin steckt eine DVD-Kamera und ein Notebook samt Drucker. Das Prinzip: Innerhalb kürzester Zeit verfasst Banze kleine Flyer, die zu seinem Festival einladen. Die heimische Kultur- und Kunstszene wird neugierig und schaut, was Banze zu bieten hat. Der Multimediakünstler wiederum fordert die Künstler auf, ihre Arbeiten zu zeigen und sich am Banyan-Projekt zu beteiligen. Und das bedeutet: Kunst, die sich digital archivieren oder in seinem Rucksack verstauen lässt, geht auf Reisen, um an immer neuen Orten gezeigt und von fremden Künstlern bearbeitet zu werden. „Ich bin ein ArtJ“, versucht Banze seinen Ansatz auf den Punkt zu bringen. Die Begegnungen mit Künstlern, die oftmals nicht von ihrer Kunst leben können, empfindet Banze als Pendant zur oft überhöhten Staatskunst.
Neben dem reisenden Kunstfestival organisiert Banze parallel immer auch ein Workshopprogramm an Schulen. Gemeinsam mit Kunstlehrern und Kindern wandert ein bestimmtes Thema von Ort zu Ort, etwa eine Zeichenrolle, in der die Kinder Zeichnungen ihres Alltags verewigen. Gesprochen wird mangels englischen Sprachkenntnisse wenig. „Aber mit Hand und Fuß verständigen wir uns gut“, so Banze. Und die Kinder erfahren wie bei einer Art Stillen Post viel aus der fremden Welt. Im Dezember kann er ein neues Projekt unter anderem mithilfe des Instituts für Auslandsbeziehungen (IFA) in Angriff nehmen. Noch ist sein Ziel nicht erreicht, alle Länder, in denen der Banyan wächst, zu bereisen und künstlerisch zu vernetzen.
CHRISTINE BERGER
Banzes Banyan-Projekt wird am Dienstag, 7. Sept., im Berliner Künstlerhaus Bethanien vorgestellt: www.banyan-project.de
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