was macht eigentlich... … die Jugend?: Halloween komplett verstehen
Laut einer Umfrage der meinungsführenden Freizeitgestaltungsseite www.freizeitgestaltung.de gestalten 77 Prozent der Freizeitgestalter ihre Freizeit ohne Halloween. Bislang ist es also nicht gelungen, dieses vor allem in den USA zelebrierte Fest hierzulande zu etablieren. Doch ein Blick in den Polizeibericht lässt aufatmen. Wenigstens in Berlin scheint man seine Vorteile begriffen zu haben: Gleich mehrere Unbekannte nutzen den Mummenschanz für dreiste Raubtaten.
Die – mit Halloween-Kostümen verkleideten – Jugendlichen erbeuteten hauptsächlich Süßigkeiten, doch auch ein Mobiltelefon und eine Gespenstermaske wechselten gewaltsam den Besitzer. Nun ist es ja eigentlich so gedacht, dass um die Süßigkeiten gebettelt beziehungsweise bei Nichtherausgabe harmlose Streiche als Strafe angedroht werden. Die findigen Berliner Jugendlichen haben sich offenbar von der Mentalität des Herkunftslandes inspirieren lassen: Wo freundliches Bitten nichts ausrichtet, muss eben Gewalt angewendet werden.
Dabei haben die Amerikaner Halloween keineswegs erfunden. Zwar schwappte das Fest von dort zu uns, doch schon vor vielen hundert Jahren feierte das alte Kulturvolk der Kelten damit den endgültigen Abschied vom Sommer.
Diese wurden von Zeitgenossen als trinkfeste Gesellen beschrieben, die bei jeder antiken Rauferei gerne mitmischten. Vielleicht sind die Straftaten ja doch nicht als Orientierung am American Way Of Life, sondern eher in dieser barbarischen Tradition zu sehen. OM FOTO: AP
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