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Gunst und Zorn der Handelsgötter

MAKELBERATER In Ketten wie dem Saturn in der Bremer City sind immer öfter Promoter unterwegs. Die treten wie gewöhnliche Verkäufer auf, werben aber für einzelne Marken

Große Ketten haben immer Drohpotenzial, sagt Markenexpertin Ilka Houben

VON TERESA HAVLICEK

Wer angesichts des Angebots-Dschungels der großen Elektrofachmärkte wie dem Saturn in der Bremer Innenstadt Hilfe beim Personal sucht, ist nicht immer gut beraten. Verbraucherschützer kritisieren: Neben den eigenen Mitarbeitern sind immer öfter auch Promoter in den Läden unterwegs, von den Herstellern in die Märkte geschickt. Die beraten KundInnen – jedoch stets im Sinne der jeweiligen Marke. „Anbieterunabhängige Beratung ist das nicht“, sagt Lovis Wambach von der Bremer Verbraucherzentrale. So lange die Werber als solche zu erkennen sind, ist die Praxis allerdings legal.

In der Druckerabteilung des Marktes auf der Papenstraße etwa sind Werber zweier Marken unterwegs. Auch das Sortiment scheint auf die Promotion abgestimmt: Den prominentesten Platz in den Regalen haben die Angebote jener Druckerhersteller, die ihre Werbeleute in den Laden senden. Produkte anderer Marken hingegen sind Mangelware. Gekleidet in blauen Hemden, ähnlich dem Saturn-Blau, unterscheidet die Werber von den Hausangestellten einzig das jeweilige Markenlogo am Revers oder auf dem Namensschild. „Beratung kriegt man von denen nicht“, sagt Wambach von der Verbraucherzentrale, „das ist reines Makeln.“ Rechtlich sei diese Werbestrategie jedoch erlaubt. „Zumindest so lange die Werber für den Durchschnittskäufer zu erkennen sind.“ Ein Verstoß gegen das Verbot irreführender Werbung liege erst vor, „wenn ihr Status völlig versteckt ist“, so Wambach.

Saturn selbst sieht das dezente Auftreten der Promoter unproblematisch: „Ein Hemd mit dem Aufdruck des Unternehmens beziehungsweise ein entsprechendes Namenschild“, sagt die Sprecherin der Media-Saturn-Holding (MSH) Cordula Baum, reiche aus, damit die Werber „sich erkenntlich von unseren Saturn-Mitarbeitern unterscheiden“. Verhaltensanweisungen, wie die Werbeleute mit den KundInnen umzugehen haben, ob sie beispielsweise Produkte der Konkurrenz schlechtmachen dürfen, gibt es von Saturn nicht. Zuständig seien die Industriepartner, die die Promoter beauftragen, so Baum.

Dass in der Druckerabteilung auf der Papenstraße vornehmlich die Marken vertreten sind, die dort auch Promotion betreiben, kann sie indes nicht erklären. Aufgrund der „dezentralen Struktur der Unternehmensgruppe“ entscheide jeder der bundesweit 129 Saturn-Märkte als eigenständige Gesellschaft selbst über Sortiment und Preise. Nach „lokalen Kundenbedürfnissen“. Auf der Papenstraße jedoch wollte man sich dazu gegenüber der taz nicht äußern und verwies auf die Konzernzentrale.

Wenn es darum geht, im Sortiment geführt zu werden, herrsche auf dem Elektromarkt ein „hoher Druck auf die Hersteller“, sagt Ilka Houben vom „Markenverband e. V.“ Ähnlich wie in der Lebensmittelbranche gebe es dort ein „Ungleichgewicht“: Viele Hersteller auf der einen Seite und demgegenüber große Handelsunternehmen mit enormer Marktmacht. Die MSH etwa hat im Elektroeinzelhandel einen Marktanteil von einem Drittel. Die großen Handelskonzerne nutzten ihre Macht, um Sonderkonditionen bei den Herstellern auszuhandeln, erklärt Houben. „Die haben immer Drohpotenzial zu sagen, dann kaufe ich bei dir nicht ein“, sagt sie, „oder ich platziere deine Produkte weniger prominent“.

Ob die MSH solche Drohungen auch wahr werden lässt, klären derzeit die europäischen Kartellbehörden, die wegen Wettbewerbsverzerrung ermitteln: Die MSH soll über Jahre Exklusivdeals mit dem Chiphersteller Intel gemacht haben, weswegen sie ausschließlich Computer mit Intel-Prozessoren vertreibt.

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