piwik no script img

IN DER REGEL GILT DIE AUSNAHME

Der von Gesundheitsminsterin Ulla Schmidt vorgelegte Gesetzentwurf „über genetische Untersuchungen bei Menschen“ kommt mit einem hohen Anspruch daher: Niemand darf wegen seiner genetischen Eigenschaften benachteiligt werden. Ein Satz, der wohl im ganzen Bundestag Zustimmung finden wird. Doch ganz so einfach ist es nicht. Denn der Entwurf ist voller Ausnahmen, oft hinter juristischen Spitzfindigkeiten versteckt.

■ Im Alltag wird das Diskriminierungsverbot vor allem in der Arbeitswelt und beim Abschluss von Versicherungen von Bedeutung sein. Arbeitgeber dürfen von Bewerbern keinen Gentest verlangen. Selbst wenn ein Bewerber einen vorzeigen möchte, um zu zeigen, dass er kerngesund ist, darf der Arbeitgeber, so sieht es der Entwurf vor, ihn nicht annehmen. Für Berufe mit gesundheitsgefährdenden Tätigkeiten jedoch soll es Ausnahmen geben, die in einer Verordnung aufgeführt werden. Überhaupt nicht erwähnt und deswegen ungeregelt bleibt die Situation für Beamte. Sie sollen alle ihnen bekannten gesundheitlichen Fakten offen legen. ■ Auch das Gentest-Verbot für Versicherungen sieht Ausnahmen vor. Lebens-, Pflege-, sowie Berufsunfähigkeitsversicherungen dürfen ab einer bestimmten Versicherungssumme verlangen, dass alle Ergebnisse von bisher durchgeführten Gentests vorgelegt werden.

■ Derzeit wird der Gesetzentwurf noch in einer gemeinsamen Arbeitsgruppe der Koalitionsfraktionen diskutiert. Ein von Rot-Grün gemeinsam getragener Gesetzentwurf wird vorausichtlich erst im Januar vorliegen. WLF

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen