piwik no script img

Erdgas als solide Alternative

Anfang 2004 waren in Deutschland immerhin 25.000 Erdgasfahrzeuge unterwegs. Tendenz steigend. In Argentinien sind es sogar schon 1,2 Millionen. Bis 2020 will die Europäische Union zehn Prozent des Kraftstoffbedarfs aus Erdgas gedeckt wissen

VON ANDREAS LOHSE

Die meisten der führenden Autohersteller denken um: Neben ihren benzinbetriebenen Flotten bieten viele jetzt auch mit Erdgas betriebene Fahrzeuge an: Volvo, Opel, Ford, Fiat, VW und jüngst auch DaimlerChrysler. Und mancher Käufer eines Neuwagens lässt sich nicht zuletzt durch den steigenden Ölpreis beeindrucken und sucht nach einer Alternative. Anfang 2004 waren rund 20.000 bis 25.000 Ergasfahrzeuge in Deutschland unterwegs, darunter 1.000 Busse und 2.500 Lkw, weiß man beim Trägerkreis Erdgasfahrzeug. Bundesweit sind inzwischen weit über 490 Erdgastankstellen in Betrieb, bis zum Jahresende peilte man einst die Zielmarke von 500 an – die aber war schon im Oktober erreicht.

Monatlich kommen derzeit 15 neue Gaszapfsäulen hinzu, bis 2007 soll man an 1.000 Tankstellen Erdgas fassen können, so der Plan. In den Städten findet man sie dann alle fünf Kilometer, in Mischgebieten alle zehn und auf dem Lande alle 25 Kilometer.

Im europäischen Vergleich steht Deutschland hinter Italien an zweiter Stelle. Dort sind rund 380.000 Erdgasfahrzeuge gemeldet – was aber nur ein Bruchteil dessen ist, was in Südamerika auf den Straßen fährt. So hat es in den letzten acht Jahren beispielsweise Argentinien geschafft, rund 1,2 Millionen seiner sieben Millionen Autos auf Erdgas umzustellen. In Europa arbeitet Frankreich zurzeit an der Erdgasversorgung zunächst von Bussen und den Flotten von Unternehmen. Bis 2020 will die Europäische Union immerhin zehn Prozent des Kraftstoffbedarfs aus Erdgas gedeckt wissen.

Dass die Fahrzeuge sicher sind, ist mittlerweile unbestritten. Erdgastanks, so das Ergebnis von Crashtests, sind daran die stabilste Komponente. Zwei technische Varianten von Fahrzeugen werden zurzeit angeboten: bivalent und monovalent. Bivalente Fahrzeuge können sowohl mit Erdgas als auch mit Benzin fahren. Ist also der Erdgastank leer, muss sich der Fahrer keine Sorgen machen, dass er liegen bleibt: Knopfdruck genügt, sogar während der Fahrt, und der andere Tank kommt zum Einsatz. Dies kann sogar automatisch geschehen. Die Reichweite ist vergleichbar mit der eines herkömmlichen Benziners.

Monovalente Fahrzeuge werden demgegenüber ausschließlich mit Erdgas betrieben. Sie haben allenfalls einen kleinen Benzin-Nottank als letzte Reserve.

Auch die Wirtschaftlichkeit steht außer Frage: Die Treibstoffkosten gegenüber Benzin- oder Dieselfahrzeugen sind deutlich geringer. Ein Kilogramm Erdgas kostet derzeit durchschnittlich 0,65 bis 0,70 Euro, das entspricht etwa 1,5 Litern Benzin beziehungsweise 1,33 Litern Diesel. Andersherum: Der Abgabepreis des in Gewicht berechneten Erdgases entspricht einem Benzinpreis von etwa 0,47 Euro Liter. Bei einem Durchschnittsverbrauch von sieben Litern Super und einer Fahrleistung von 20.000 Kilometern spart ein Autofahrer damit bei einem Mittelklassefahrzeug rund 900 Euro pro Jahr, so eine Rechnung des Trägerkreises Erdgas.

Dem stehen zwar Mehrkosten bei der Anschaffung gegenüber, doch die belaufen sich auf durchschnittlich nur rund 2.000 bis 3.000 Euro. Hinzu kommen günstige Versicherungsprämien, regional unterschiedliche Zuschüsse beim Kauf eine Neuwagens vom lokalen Gasversorger (in Berlin vergibt die Gasag beispielsweise Tankgutscheine in Höhe von 300 Euro) und nicht zuletzt zumindest für Unternehmen eine günstige Finanzierung durch die KfW-Bankengruppe. Angesprochen werden oft auch Taxiunternehmer: Als Förderung gibt es in Berlin ebenfalls von der Gasag Zuschüsse für Neufahrzeuge, in Leipzig bis zum Jahresende eine Prämie von 3.000 Euro und die Bank Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe gewährt ein Sonderzinsprogramm.

Gründe genug für Vielfahrer, auf Erdgas zu setzen. So hat die Deutsche Telekomgruppe in ihrem Fuhrpark mittlerweile über 100 Stück. Und die Pannenhelfer des ADAC legten in ihren 30 Gasfahrzeugen mittlerweile über 1,2 Millionen Kilometer zurück.

Infos: www.erdgasfahrzeug.de, oder telefonische Hotline 0 18 02-23 45 00 (sechs Cent pro Anruf)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen