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Holly Schröder hilft deutschen Hunden

Die Kanzler-Gattin promotet mit ihrem Border-Terrier Adventskalender, Kauknochen und Thermodecken einer Hannoveraner Drogeriekette. Die dahinter stehende Erkenntnis: Mensch und Tier gleichen sich zunehmend an

Weil ihr Gatte schon nichts für die 4,3 Millionen Arbeitslosen tun kann, setzt sich Doris Schröder-Köpf jetzt für die noch größere Zahl frustrierter Hunde in Deutschland ein. „Plastikwannen fand ich nicht schön, von Weidenkörbchen raten Experten ab, und die gepolsterten Stoffkörbe sind schwer sauber zu halten“, verriet die ehemalige Journalistin jetzt „Centaur“, dem Kundenmagazin des in Burgwedel bei Hannover ansässigen Drogerie-Riesen Rossmann, in einem wirklich bahnbrechenden Interview.

Weil Welpen „ein Körbchen auch schon mal zerbeißen“ und ihr anderthalbjähriger Border-Terrier Holly Kanzlerwohnung und viele Hundeartikel „in Minutenschnelle zerlegt“ hatte, gibt die Hillu-Nachfolgerin jetzt mal einen echten Impuls für den Standort Deutschland: Sie promotet mit ihrem Hund die neue „Winston Holly Line“, eine Tierserie von Rossmann. Republikweit, demnächst in 150 der insgesamt 800 Filialen zu haben.

Holly habe „ein sehr, sehr kräftiges Gebiss“. Aber nicht nur die Kanzlergattin hat Probleme mit ihrer Brut: „In Gesprächen mit zahlreichen anderen Hundebesitzern“ stellte sich heraus, dass viele Herrchen und Frauchen auch fanden, es gebe eine Marktlücke für marodierende Hunde. Und weil aus Gerhards Ministerpräsidenten-Zeit in Hannover noch alte Bande zu Rossmann existieren, ziert Holly Schröder künftig die Verpackungen von Hunde-Shampoo, Kauknochen und Bürsten.

Insgesamt 44 Artikel in Farben von „tannengrün“, „royalblau“ bis „cremeweiß“ kommen „in nahezu der gesamten Serie zum Tragen“, schreibt „Centaur“. Sogar eine „Holly Line“-Thermodecke wird für 14,99 Euro verhökert.

Bereits im Handel: Ein Hunde-Adventskalender, auf dem Holly so traurig dreinschaut, als ob er von Gerhard am Wochenende nie einen Knochen bekommt. Natürlich gehen 50 Cent des Verkaufspreises an die Aktion „Tiere in Not“. Von dem Erlös der anderen Produkte soll nichts gespendet werden – ein auch fragwürdiger Deal.

Als die „Centaur“-Redaktion besorgt nach dem „melancholischen“ Holly-Blick fragt, belehrt Schröder-Köpf, „diese menschliche Interpretation“ täusche. Holly sei „absolut fröhlich und verspielt. Eine richtige Wuchtbrumme!“ In diesem Teil des Gesprächs gibt es einen Einschub: „Holly hat das Rinderohr inzwischen vollkommen zerlegt und ist auf Entdeckungstour im Konferenzraum der Rossmann-Zentrale“.

Interessant auch Hollys Verhältnis zu Kanzler-Kater Schnurri (7). Weil Schnurri unbehelligt weiterleben sollte, haben sich Schröders nämlich gegen Tochter Klaras Wunsch entschieden, einen Hund aus dem Tierheim zu besorgen. Schröder-Köpf: „Nach der Lektüre zahlreicher Bücher und den Gesprächen mit vielen Kennern entschlossen wir uns schließlich für die Rasse des Border-Terriers“. Auch „eine eher persönliche Frage“ traut sich „Centaur“ am Schluss zu stellen: „Glauben Sie eigentlich an die Assimilations-These, nach der sich bei inniger Gemeinschaft zwischen Hund und Mensch eine äußerliche Ähnlichkeit einstellt?“ Antwort Schröder-Köpf: „Das gibt es wirklich.“

Kai Schöneberg

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