: Gronau wartet auf Pop
Mit Fördermillionen vom Land wurde das Gronauer Rock- und Popmuseum erbaut. Eröffnung muss erneut bis 2004 verschoben werden
VON MARTIN TEIGELER
Es sollte eine festliche Angelegenheit sein mit Rock und Pop und viel Tamtam. Udo Lindenberg, gebürtiger Gronauer und weithin bekannt in der Welt der Unterhaltungsmusik, wollte als Stargast der Einweihung des europaweit ersten Rock- und Popmuseums in seiner Heimatstadt beiwohnen. Doch die für September geplante Eröffnung des Museums im münsterländischen Gronau musste ausfallen. Das Museum kann frühestens im ersten Halbjahr 2004 eröffnen. Seit Planungsbeginn vor drei Jahren hat allein das Land Nordrhein-Westfalen fünf Millionen Euro in das Objekt gesteckt.
Der Start der Pop-Exhibition musste damit schon zum zweiten Mal verschoben werden. Zuletzt sollte das Museum zeitgleich mit der Gronauer Landesgartenschau im Frühjahr 2003 seinen Betrieb aufnehmen. „Den Termin erstes Halbjahr 2004 wollen wir halten“, sagt Museums-Geschäftsführer Andreas Bomheuer ohne sich festzulegen. Grund der aktuellen Verschiebung sind Probleme bei der Ausstellungstechnik. Aufwändige akustische Geräte im Museumsgebäude, einer ehemaligen Industriehalle, müssten noch eingebaut werden.
Als Stadt Gronau, der zuständige Kreis Borken und die damalige NRW-Kulturministerin Ilse Brusis (SPD) im Jahr 2000 das Museumskonzept der Öffentlichkeit präsentierten, galt das Vorhaben als Hoffnungszeichen für die strukturschwache Kommune an der niederländischen Grenze. Für rund 20 Millionen Mark sollte ein Museum für junge und alte Musikfans entstehen, jährliche Zuschauerzahlen von 50.000 wurden hochgerechnet. Gastronomie und nicht zuletzt die knapp 15 Prozent Arbeitslosen in der ehemaligen Hochburg der untergegangenen Textilindustrie hofften auf einen Wirtschaftsaufschwung und neue Jobs. Udo Lindenberg (“Sonderzug nach Pankow“) stiftete ebenso Ausstellungsstücke für seine Heimatstadt wie Deutschrocker Achim Reichel und die Familie von John Lennon. Auch die Totenmaske von Rio Reiser und ein Schlagzeug der Einstürzenden Neubauten werden in Gronau hinter Glasvitrinen ausgestellt. Vor zwei Jahren besuchte der damalige Bundeskulturminister Julian Nida-Rümelin den Rohbau in Gronau und lobte die Einrichtung als „wichtigen Beitrag zu einer deutschen Rock- und Popkultur“.
Die jährlichen Betriebskosten von rund 900.000 Euro will Geschäftsführer Bomheuer mit den Ticketerlösen und Werbung refinanzieren. Eine Deckungslücke schleppt die Museums-GmbH noch mit sich herum. „Da werden wir wohl keine öffentlichen Gelder mehr in Anspruch nehmen können“, ahnt Bomheuer.
Das NRW-Kulturministerium ist nicht informiert darüber, warum das Museum in der Warteschleife kreist. „Unsere Fördermittel sind bewilligt und zwischen 2000 und 2002 auch abgerufen worden“, sagt eine Sprecherin des Düsseldorfer Ministeriums. Nachdem bereits fast fünf Millionen Euro geflossen seien, werde es wohl keinen Nachschuss für das Projekt geben. Gronaus Bürgermeister Karl Heinz Holtwisch (CDU), zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Museums, sieht die erneute Verschiebung des Starttermins gelassen. „Es gibt keine Probleme, das Museumskonzept ist jetzt gereift“, sagt der Christdemokrat. Er gehe von einer Eröffnung im April oder Mai aus. Im Herbst nächsten Jahres tritt Holtwisch zur Wiederwahl an. Erfolgsmeldungen kann der CDU-Politiker dann gut gebrauchen.
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