Die Achse des Ökologischen

Betriebe aus Gelsenkirchen, Gladbeck und Herne machten Ökoprofit: Durch Umweltschutz sollen die Betriebskosten fallen und die Konkurrenzfähigkeit steigen

RUHR taz ■ Im Öko-Glaskasten der Herner Akademie Mont Cenis, auf dem Gelände der gleichnamigen ehemaligen Zeche, haben 15 „ökoprofitable“ Betriebe eine Bilanz gezogen: Mit ihren Umweltschutzmaßnahmen haben sie rund 21 Müllfahrzeuge sowie Abfall und Energie für 2.000 Haushalte eingespart. Allein mit dem eingesparten Wasser könnte jede zweite BürgerIn der beteiligten Städte einmal duschen: „Allerdings nur kurz“, schränkte Stefan Große-Allermann vom Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (Baum-Consult) ein. Unterstützt von den Agenda 21-Büros der Ruhrkommunen, der Energie- und der Effizienzagentur des Landes und den städtischen WirtschaftsförderInnen koordinierte er das Projekt. Vom Hotel über Sozialdienstleister wie die Katholischen Kliniken Emscher-Lippe über kleine und mittlere Industriebetriebe bis hin zur Deutschen Steinkohle AG reichte die Palette der teilnehmenden Betriebe.

In gemeinsamen Workshops und bei individuellen Beratungen vor Ort wurden insgesamt 98 Umweltschutzmaßnahmen entwickelt, um über 400.000 Euro jährlich einzusparen. Den jährlichen Einsparungen stehe eine Investition von knapp einer Million Euro gegenüber, erläuterte Große-Allermann. „Man muss aber auch wissen, dass rund 220.000 Euro eingespart wurden, ohne auch nur einen Cent zu investieren“, sagte der Mann von Baum-Consult. Das gelte für rund 45 Prozent der eingeleiteten Maßnahmen. Oft reiche es schon aus, den Abfall zu trennen, Materialien wieder zu verwenden und auf unnötige Beleuchtung zu verzichten.

„In wirtschaftlich schweren Zeiten schrecken die Unternehmen vor allem vor Investitionen zurück, die sich nicht schon nach einem Jahr rechnen“, weiß Große-Allermann. Vor allem bei kleinen und mittleren Betrieben müsse für Ökoprofit häufig schwierige Überzeugungsarbeit geleistet werden: „Ist das erst einmal gelungen, wird das in den Betrieben aber oft zum Selbstläufer – die MitarbeiterInnen machen es zu ihrer eigenen Sache.“ Wie zum Beispiel bei Trimet Recycling in Gelsenkirchen. Dort glaubte man, im Betrieb laufe bereits alles optimal. Doch der Blick von außen zeigte, dass die anfallenden Filterstäube wieder verwertet werden können, statt sie zu beseitigen. Ersparnis: 60.000 Euro.

„Manchmal ist es eben ganz einfach, mit grünen Ideen schwarze Zahlen zu schreiben“, warb Christiane Friedrich, Staatssekretärin im Umweltministerium von Nordrhein-Westfalen für mehr Ökoprofit. Seit 2000 gebe es das Projekt in NRW, an dem bislang 374 Betriebe teilgenommen hätten. „Auch Exoten wie die Arena-Auf-Schalke und der Allwetter-Zoo Münster waren dabei“, so die Staatssekretärin. Die bislang eingesparten Mengen Wasser, Energie und Abfall hätten schon jetzt einen Wert rund 12 Millionen Euro. Dafür wurden einmalig etwa 22 Millionen Euro investiert.

Die BürgermeisterInnen aus Gelsenkirchen, Gladbeck und Herne musste Staatsekretärin Friedrich nicht mehr überzeugen. Im Frühjahr nächsten Jahres wollen die Ruhrkommunen wieder Ökoprofit machen. Ein ganz neues Projekt schlug hingegen Mustafa Cetinkaya vom Deutsch-Türkischen-Freundeskreis Gelsenkirchen vor. „Es wäre doch toll, wenn es nach dem interkommunalen auch ein interkulturelles Ökoprofit gäbe“, sagte er und lud Stefan Große-Allermann zum nächsten türkischen Unternehmerstammtisch ein.

MANFRED WIECZOREK