Polizeigewalt: Die wahren Täter sind noch im Amt
Zwei Jahre ist es her, dass die Polizei wegen einer friedlichen Bambule-Demo St. Pauli in den Ausnahmezustand versetzte und es zu diversen Übergriffen kam. Es mag nach Rechtsstaatlichkeit aussehen, dass einige identifizierte Prügelpolizisten strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden und die Polizei sich zur monetären Entschädigung einzelner Opfer durchringt.
Kommentarvon Kai von Appen
Selbst wenn man der Staatswaltschaft in diesem Komplex nicht vorwerfen kann, nicht intensiv ermittelt zu haben, sind die wahren Täter verschont geblieben. Immer wieder haben Polizisten betont, sie hätten auf direkten Befehl ihrer Einsatzführer gehandelt, alle Ansammlungen ohne Vorwarnungen unter Schlagstockeinsatz aufzulösen.
Und wenn frustrierte PolizistInnen einen solchen Persilschein bekommen, bleibt niemand verschont – selbst Frauen nicht, die wie Elena, Anni und Daniela oder Katja K. schon vom Outfit her nicht der Bambule-Szene zuzurechen sind. Überhaupt nahmen damals Beobachter das Phänomen wahr, dass etliche Be- und Anwohner des Viertels von Prügeleinheiten aufs Korn genommen wurden.
Wenn die Vorfälle dieses Abends tatsächlich jemals aufgearbeitet werden sollen, müssen auch die Verantwortlichen in der Polizeieinsatzleitung – wenn vielleicht heute nicht mehr juristisch, dann wenigstens politisch – zur Verantwortung gezogen werden. Noch immer sitzen die Polizei-Offiziere von damals in der Schaltzentrale. Vollkommen unbehelligt.
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