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Alarm abgeblasen

Serbiens Innenminister: Attentatsversuch auf Präsident war nur Verkehrsdelikt eines nervös gewordenen Fahrers

BELGRAD taz ■ Der mutmaßliche Mordanschlag auf Serbiens Präsidenten Boris Tadić sei nur ein Verkehrsvergehen gewesen. Dies erklärte Innenminister Dragan Jocić 24 Stunden nach dem Vorfall. Demnach sei ein Serbe, der als Sicherheitsbeamter in der Belgrader US-Botschaft arbeitet, durch die Eskorte des Präsidenten irritiert gewesen, habe „ungeschickt seinen Wagen manövriert“ und so das „Durcheinander“ ausgelöst. Als er bemerkt habe, um wen es sich handelte, sei er erschrocken davongerast, so Jocić. Die US-Botschaft bestätigte, dass sich ein Mitarbeiter der Polizei stellte und mindestens 48 Stunden inhaftiert bleibt.

Wer an Serbiens staatlichen Institutionen gezweifelt habe, könne aufatmen, erklärte der Innenminister triumphierend und versäumte nicht, den Präsidenten zu kritisieren. Tadić habe „gesetzwidrig“ seine Leibwächter aus der militärischen Sondereinheit Kobra rekrutiert. Die hätten keinen Funkkontakt mit der Polizei, was zur Verwirrung beigetragen habe. Denn die Polizei entscheide über die Fahrtrouten des Präsidenten und sorge normalerweise für die Sicherheit.

Die Panik nach dem Zwischenfall zeigte die Anspannung in Serbien sowie die Kommunikationsmängel zwischen dem prowestlichen Präsidenten und dem nationalkonservativen Premier und seinen Ministern. In den letzten Tagen erhielten serbische Politiker, die sich für die Verhaftung und Auslieferung mutmaßlicher Kriegsverbrecher an das UNO-Tribunal in Den Haag einsetzen, Morddrohungen. Bisher hat Serbien den Mord an Zoran Djindjić im Vorjahr weder verkraftet noch völlig aufgeklärt. ANDREJ IVANJI

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