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Ganz neue Tonart

Bildungssenator Soltau bietet Runden Tisch zum Arbeitszeitmodell an. GAL: Ganztagsschulen ohne Kohle

Hamburgs Lehrer bekommen Post von Bildungssenator Reinhard Soltau. Darin wünscht der FDP-Mann „gesegnete Weihnachten“ und räumt ein, das neue Lehrerarbeitszeitmodell habe an den Schulen anhaltende „Unruhe“ ausgelöst. Dies sei dadurch begründet, dass das Modell mit „Mehrarbeit“ vermischt wurde, die durch Haushaltslage und gestiegene Bedarfe notwendig sei.

Soltau will nun noch im Januar 2004 einen „Runden Tisch“ mit Lehrern aller Schulformen einrichten und eine „Evaluation durch Experten von der Basis“ durchführen. Dabei erbittet er „konkrete Korrekturvorschläge“, die vom vorgegebenen Stellenvolumen ausgehen müssten.

In Lehrerkreisen sprach man von einer „ganz neuen Tonart“. SPD-Politikerin Britta Ernst kritisierte jedoch, das Angebot des Runden Tischs käme zu spät. Auch ersetze dieser nicht die Lehrerstellen, die der Schwarz-Schill-Senat vor zwei Jahren kürzte. Damals wurde der Stellenplan von 14.000 auf 13.600 gesenkt. Zwischen Senat und Opposition gibt es seither einen Disput, ob diese Stellen unter Rot-Grün ausfinanziert waren. Wenn die SPD die Wahlen gewinnt, will sie die 400 Stellen wieder draufsatteln.

Ginge es nach den Plänen von Ex-Senator Lange, so würde die Mehrarbeit für Lehrer weiter steigen. Dieser wollte in 2004 88 neue Ganztagsschulen schaffen und hat dafür keine einzige zusätzliche Pädagogenstelle eingeplant, wie eine Kleine Anfrage der GAL jetzt bestätigt. Nach Berechnungen der Grünen bedarf es hier jedoch 314 neuer Stellen. In der Senatsantwort heißt es nun, die nötigen Stellen sollten aus dem vorhandenen Plan „erabeitet werden“. GAL-Politikerin Goetsch spricht von einem neuen „ungedeckten Scheck“, der platzt. Selbst bei drastischer Senkung der Standards würde sich hier ein neues Millionenloch auftun. KAIJA KUTTER

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