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Feind im eigenen BettEgomane Erwin

Düsseldorfs Ober-Macher Joachim Erwin wird ernten, was er seit Jahren sät. Jetzt, wo gegen ihn ermittelt wird, ist er nicht mehr der strahlende König der Landeshauptstadt, in dessen Licht sich auch seine GegnerInnen gerne sonnten. Jetzt werden KollegInnen aus der CDU seine mögliche Steuerhinterziehung nutzen, um ihn für seine selbstherrliche Art in die Wüste zu schicken.

KOMMENTAR VON ANNIKA JOERES

Dieses Schicksal teilt Erwin mit vielen geschassten PolitikerInnen: Der Essener SPDler Detlev Samland hat als Europaminister Aufsichtsratbezüge nicht versteuert, aber erst als seine GenossInnen nicht mehr hinter ihm standen, musste er gehen. Auch der Kölner Skandal kochte erst so richtig hoch, als die SPD Norbert Rüther und seine „Dankeschön-Spenden“ nicht mehr stützen wollte – die Opposition hielt sich die ganze Zeit zurück.

Joachim Erwin feierte stets nur sich selbst, rühmte sein „Joachim Erwin-Erfolgsprogramm“, düste nach Taiwan, Singapur, Chicago und Moskau, um sich und seine Stadt zu loben. „Von mir kann man bundesweit lernen“, sagte er, und setzte sich gerne über seine Partei hinweg. Über Kölns OB Schramma lästerte Erwin anläßlich der Köln-Düsseldorfer Sparkassen-Fusion „Schramma weiß ja nie etwas“ und überhaupt habe er gelogen. CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers ist immer noch sauer, dass Erwin sich für Stoiber als Kanzlerkandidaten ausgesprochen hatte, Rüttgers selbst hingegen für Merkel. Der Sonnenkönig vom Rhein wird seine vermessene Art bald selbst verwünschen.

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