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Haste mal 100 Euro?

NRW-Vorstand der „Wahlalternative“ auf Akquise

Dass die „Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit“ (WASG) eine Partei werden will, ist seit gestern offiziell. Nur ob die Linksabweichler und Regierungskritiker genug Finanzmittel für einen teuren Landtagswahlkampf haben, ist zweifelhaft. „Wir brauchen Geld“, soll ein führendes WASG-Mitglied auf der letzten Sitzung den versammelten 15-köpfigen NRW-Vorstand angepumpt haben. Jedes Vorstandsmitglied müsse 100 Euro spendieren, damit die WASG-NRW überhaupt weiter arbeiten könne. WASG-Sprecher Hüseyin Aydin bestätigt die Aktion, will von einer Zwangsabgabe aber nichts wissen. Die „Eigenbeiträge“ seien freiwillig, so der Gewerkschafter aus Düsseldorf. Die meisten Vorstandsmitglieder hätten einen „Grünen“ oder mehr gespendet, berichten hingegen Teilnehmer. „Wer weniger geben wollte, hat eine geringere Summe gespendet“, berichtet ein Vorstand. Einige Mitstreiter hätten auch kein Bargeld dabei gehabt – jedoch angekündigt, etwas zu überweisen.

Drei Viertel der WASG-Mitglieder votierten gestern in einer Urabstimmung dafür, im Januar 2005 eine neue Linkspartei zu gründen. Dann soll auch die Teilnahme an der NRW-Landtagswahl im Mai endgültig beschlossen werden. Abgehakt sind die Rücktritte von drei Vorstandsmitgliedern – hektisch bereitet das WASG-Spitzengremium die Wahl und den dazu gehörigen Wahlkampf vor. Eine Programm-Kommission beratschlagt über eine landespolitische Agenda der Hartz-IV-Gegner, Wahlkreiskandidaten werden derzeit gesucht und nominiert. Die Zeit drängt: Bis Anfang Februar müssen alle erforderlichen Unterlagen bei der Landeswahlleitung in Düsseldorf eingegangen sein.

Das größte Problem bleibt allerdings die schlechte Finanzlage. Zwei Euro beträgt der Mindest-Mitgliedsbeitrag der WASG. Um die Kampagne 2005 zu finanzieren, müsste der Vorstand seine Mitglieder wahrscheinlich noch öfter anbetteln. Der Wahlkampfetat der WASG-NRW soll 400.000 Euro betragen. KAN/TEI

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