: Übungspark statt Modellprojekt
Das Freizi Friesenstraße sollte Anfang Januar als erste privates Freizi an den Start – doch hat der neue Träger bis heute keinen Vertrag. März als Startdatum angepeilt
bremen taz ■ „3, 2, 1 ... Friese“, hatte der Verein Friese im Herbst den Countdown für die Privatisierung des Jugendzentrums im Viertel angezählt. Mehrere Tage lang hatten die „Friesentage“ das bislang städtische Freizi mit Leben gefüllt. Mit Erfolg. Denn der alternative Verein, bestehend aus rund 50 Mitgliedern, überzeugte die Stadt mit seinem Konzept – und bekam den Zuschlag für die Übernahme des Freizis in privater Trägerschaft. Doch bis heute sind das nur leere Worte, denn die Friesen haben bisher nichts Schriftliches in den Händen.
„Die Stadt hat für ihr Modellprojekt zum 1. Januar 2005 einen neuen Träger gesucht“, erinnert Michael Quast, einer der Geschäftsführer des Friese-Vereins. „Doch nun scheint sie an ihrem eigenen Konzept zu scheitern.“ Er rechnet mit einer Übernahme erst zu Anfang März. Man habe bislang nur vage Auskünfte erhalten und könne so schlecht planen. „Wie wir bis zur öffentlichen Übernahme weitermachen, ist völlig unklar.“ Man werde versuchen, mit den ehrenamtlichen MitarbeiterInnen ein Programm auf die Beine zu stellen, kündigt zwar Holger Last vom Verein an. „Aber wir können ja noch nicht einmal Personal suchen.“ Zuerst habe die Stadt gefordert, einen Mitarbeiter aussuchen zu dürfen – um die Stelle mit städtischem Personal zu besetzen. Nun aber habe sie dies kurzfristig zurückgenommen. „Das ist doch völlig absurd, das Ganze“, sagt Quast. „Uns scheint es so, als wenn dies das Übungsprojekt und nicht das Modellprojekt der Privatisierung werden soll.“
Auch zum Geld hat die Friese noch Fragen. „Wir haben jetzt erfahren, dass der Controllingausschuss Mitte, Östliche Vorstadt unseren Etat von 148.000 auf 116.400 Euro zusammengestrichen hat“, sagt Quast. Mit solch einer Kürzung sei die geplante Arbeit eigentlich gar nicht möglich. Der Verein seinerseits habe alle Versicherungen und Konten abgeschlossen, die für die Übernahme nötig seien. „Aber von der Stadt haben wir noch nicht einmal einen Mietvertrag, geschweige denn einen Rahmenvertrag für die Nutzung“, berichten die Vereinsvertreter.
„Die Übernahme wird auf jeden Fall vor dem 1. März stattfinden“, sagt die Sprecherin der Jugendbehörde, Heidrun Ide. Der Haushaltsausschuss der Bürgerschaft werde sich im Januar mit dem Thema beschäftigen. Dann werde es klare Äußerungen geben. Vereinsvertreter erwarten, dass der Ausschuss dann auch berät, dass der jetzige Mitarbeiter des Freizis nicht für den neuen Träger arbeiten will. Dann müsse die Stelle schleunigst besetzt werden.
Das für den heutigen 29. Dezember geplante Konzert findet trotz alledem statt. Eigentlich sollte es das „Eröffnungskonzert“ werden, bedauern die Vereinsleute. „Aber wenn wir endgültig wissen, wann es los geht, machen wir einfach nochmal ein Konzert.“ Martina Möller
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