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Schrecken ohne Ende

Erst allmählich wird das ganze Ausmaß der Flutkatastrophe sichtbar. Die gemeldeten Opferzahlen steigen auf über 55.000. Außenminister Fischer befürchtet mehr als 100 deutsche Opfer. UN-Vertreter spricht von größter Naturkatastrophe aller Zeiten

BERLIN taz/dpa ■ Die verheerende Flutkatastrophe im Indischen Ozean nimmt immer schrecklichere Ausmaße an. Ständig steigt die Zahl der Todesopfer. Gestern war von insgesamt mehr als 55.000 Toten die Rede. Das Weltkinderhilfswerk Unicef schätzt, dass mindestens jedes dritte Todesopfer ein Kind ist. Allein das indonesische Sozialministerium gab die Zahl der Toten in dem südostasiatischen Land gestern mit mindestens 27.000 an. Vor der Nordwestküste Sumatras lag das Epizentrum des Bebens, das die Flutwellen ausgelöst hatte. Sie töteten noch im mehr als 4.500 Kilometer entfernten Somalia Menschen.

In Sri Lanka starben nach offiziellen Angaben mehr als 19.000 Menschen. Dort hatten die Fluten einen Zug mit 1.000 Passagieren zum Entgleisen gebracht. Inzwischen wurde mit den ersten Massenbegräbnissen begonnen. In Indien sprechen die Behörden von 10.000 Toten, in Thailand waren es bis gestern 1.500. Zahlreiche Menschen werden noch vermisst. Auf den Andamanen gibt es immer noch Regionen, über die auch zwei Tage nach der verheerenden Flut keine Informationen vorliegen.

Weit mehr Opfer als bisher vermutet hat die Katastrophe auch unter deutschen Urlaubern gefordert. Außenminister Joschka Fischer sagte gestern, dass sich die Zahl der offiziell als vermisst gemeldeten Deutschen „im dreistelligen Bereich“ bewege. Genaue Zahlen über Tote und Vermisste wollte er nicht nennen. Besonders viele deutsche Opfer gab es voraussichtlich im thailändischen Badeort Khao Lak. Dort wurden mehrere große Hotelanlagen, wo sich hunderte Pauschaltouristen aus Europa aufhielten, zerstört. Die Behörden sprachen dort von mindestens 700 Toten. Fischer kündigte eine Verdoppelung der deutschen Hilfe auf 3 Millionen Euro an. Bundeskanzler Gerhard Schröder wird angesichts der Katastrophe seinen Weihnachtsurlaub in Hannover abbrechen und nach Berlin zurückkehren.

Der stellvertretende UN-Generalsekretär Jan Egeland bezeichnete die Flut im Indischen Ozean „als die größte Naturkatastrophe aller Zeiten“. Der Schaden liege „jenseits der Vorstellungskraft“. Vertreter der UN wollten gestern die Regierungen der elf betroffenen Länder kontaktieren, um mit diesen Hilfslieferungen und -einsätze zu koordinieren. Dabei dürfte es zunächst um die Versorgung mit Trinkwasser und die Verhinderung von Seuchen gehen.

HAN

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