: Das Leben ist ein Ponyhof
REITFERIEN Es ist der klassische Kindertraum: Ferien auf einem Ponyhof. Das heißt schlafen im Heu, Nachtwanderungen, Indianerspielen und natürlich sehr viel Reiten und Kuscheln mit den großen Freunden
VON JOSEF VARSCHEN
Das Glück der Erde liegt auf dem Rücken der Pferde, ist doch so. Besonders Mädchenaugen beginnen sehnsüchtig zu glänzen, wenn man nur mit dem Auto an ein paar grasenden Pferden vorbeifährt. Eltern kennen es – nie kann man an den sanftmütigen Vierbeinern vorbeiziehen, ohne darauf aufmerksam gemacht zu werden. „Oh guck mal, Pferde“, schallt es dann von der Rückbank.
Das eigene Pony ist der Urwunsch kleiner Mädchen, und auf Malus Ponyhof in Todenbüttel am Naturpark Aukrug in Schleswig Holstein geht dieser Wunsch regelmäßig in Erfüllung. „Mama, wenn ich mal groß bin will ich auch einen Ponyhof haben, so wie Paul und Malu“, sagt eine Sechsjährige als sie von ihrer Mutter vom Hof abgeholt wird.
Malu Nieland und ihr Lebensgefährte Paul Schumann sorgen auf ihrem Ponyhof das ganze Jahr über für ein idyllisches Ferienerlebnis. „Die Kinder sollen Spaß haben“, sagt Schumann. Der dressierte Reitunterricht steht auf dem Ponyhof nicht im Vordergrund . Es geht um einen angstfreien und respektvollen Umgang mit den Ponys, um die Liebe zur Natur und zu den Tieren. Handys oder Gameboys sollten am besten gleich zu Hause gelassen werden. „Die Kinder sind durch das Programm eh voll ausgelastet“, sagt Schumann, „jedes Jahr gehen ein paar dieser verflixten Handys im Heu verloren“.
Der Ponyhof wird jährlich von 300 Kindern besucht, dabei sind etwa zehn Jungen. „Wir haben leider keinen Bolzplatz für die Jungens“, erklärt sich Schumann das Ungleichgewicht, „aber die zehn sind jedes Jahr dabei“.
Gleich am Anreisetag darf sich jedes Kind von den 32 Ponys auf der Weide sein Lieblingspony aussuchen. Höchstens 26 Kinder können gleichzeitig auf dem Hof Ferien machen. Am ersten Abend beobachten die Kinder ihre Ponys auf der Koppel. Wer mit wem spielt und wie die Herdenchefs Dasy und Roccy die Ponyherde leiten. Jeden Morgen werden die Ponys von der Koppel geführt und erst einmal geputzt. Ein wichtiges Ritual – es gibt den Kindern die Möglichkeit, mit ihren flauschigen Ponys zu kuscheln, aber auch Verletzungen der Pferde frühzeitig zu erkennen. Nach dem Putzen wird in den umliegenden Wäldern ausgeritten. „Wir reiten nie auf dem Hof oder einem Reitplatz, geritten wird in der freien Natur“, sagt Schumann.
Der Höhepunkt einer Woche auf Malus Ponyhof ist der „S-Galopp“. Eigentlich nur eine S-Kurve, die die Kinder entlang galoppieren, wenn sie sicher im Sattel sitzen. „Ich hab mehrmals versucht, dieses Highlight zu entmystifizieren, aber die Kinder wünschen sich vor diesem Ritt Glück und verabschieden sich, als wenn es ihr letzter wäre“, witzelt Schumann.
Auch für die tägliche Verpflegung sorgt das Betreiberpaar selbst. Vegetarier oder Allergiker werden in der Küchenplanung entsprechend berücksichtigt. „Berüchtigt und beliebt sind meine Bratnudeln“, sagt Schumann stolz, immer wieder fragten Mütter bei ihm nach dem Rezept.
Nach dem Abendessen wird ein wenig gespielt und getobt. Schumann hat die Erfahrung gemacht, dass es die klassischen Spiele sind, die den Kindern am meisten Spaß machen: Verstecken, Seilhüpfen oder Fangen. Man müsse auch ein wenig Kind geblieben sein, wenn man solch einen Ponyhof mit Herz führen wolle, meint Schumann. „Wenn die Kleinen vom Reiten noch total kaputt sind, dann setzten wir uns ins Heu und Manu liest noch eine Gutenachtgeschichte vor.“ Im Sommer können die Kinder sogar im Heu übernachten. „Hier geht jedes Kind mit seinen eigenen kleinen Abenteuern wieder nach Hause, dass sind Erlebnisse und Erfahrungen fürs Leben“, schwärmt Schumann.
Malus Ponyhof, Bergstraße 8, 24819 Todenbüttel
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