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Seehofer scheitert an der Fünf-Prozent-Realitätshürde

QUALITÄT Die Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises: Sympathisch, nicht „Weltspitze“

Wissen Sie, wen Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer für „die amtierende First Lady der Schauspielkunst“ hält? Falsch, Iris Berben ist es nicht – es ist Christiane Hörbiger.

Seehofer hat Hörbiger bei der Verleihung des Bayerischen Fernsehpreises 2009 am Freitag in München für deren Lebenswerk ausgezeichnet, das aus Meilensteilen besteht wie „Julia – eine ungewöhnliche Frau“ oder „Zwei Ärzte sind einer zu viel“. Und weil Politiker keine Superlative scheuen, stellte er die Schauspielerin in eine Reihe mit Greta Garbo und Marlene Dietrich und schien das ernst zu meinen.

Dass Hörbiger vielleicht doch nicht die Jahrhundertmimin ist, war den Galagästen kurz zuvor vor Augen geführt worden – als sie mit Ovationen von der verstorbenen Monica Bleibtreu Abschied nahmen.

Eine Geste, genauso sympathisch wie der Rest des von dem eigenwilligen, aber nicht uncharmanten Gespann Steffen Seibert und Markus Kavka moderierten Abends. Der Blaue Panther ging an Anja Kling für den Sat.1-Film „Wir sind das Volk“ – und ein weiterer an Silke Zertz für das Drehbuch. Auch die dazugehörige Doku „Freiheit! Das Ende der DDR“ von Falko Korth und Thomas Riedel wurde prämiert. Für Seibert eine „Ermunterung“ an den Privatsender, das Qualitätsfernsehen nicht ganz einzustellen.

Nur eines war der Abend nicht: „Weltspitze“, wie Seehofer befand. Und das ist keine Niederlage, weil der Bayerische Fernsehpreis das – wie der Name schon dezent andeutet – auch gar nicht sein will. Deswegen wurde auch Regionales geehrt, etwa BR-Moderator Christoph Süß und Matti Bauers „Domspatzen“, eine Doku über den Regensburger Knabenchor.

Es steht also zu befürchten, dass Seehofer seine kleine Welt für größer hält, als sie ist. Er wäre nicht der erste Bayer mit diesem Problem. DAVID DENK

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