60 milliarden schulden: Jetzt bloß keine Alles-egal-Haltung
Ab einer bestimmten Größe schrecken auch gigantische Zahlen nicht mehr. Sie sind einfach zu wenig greifbar. So wie bei der Berliner Verschuldung. Genau 60 Milliarden Euro sollen es im März sein. Eine sechs und zehn Nullen. Pro Berliner sind das rund 17.600 Euro Miese. Für viele mehr als ein Jahresverdienst.
KOMMENTARVON STEFAN ALBERTI
Auf den ersten Blick ist der konstante Schuldenanstieg paradox. Spart der rot-rote Senat nicht auch bei Kindergartenkosten, Lernmitteln, Sozialausgaben? Woher dann der Anstieg? Ganz einfach: Sparen bei den laufenden Ausgaben hat wenig mit alten Schulden zu tun. Die führen über Verzinsung sozusagen ihr Eigenleben. Fast zweieinhalb Milliarden Euro hat Berlin 2004 für Zinsen ausgegeben.
Mathematisch sind auch exakt 60 Milliarden bloß eine Zahl wie etwa 59.453.657. Symbolisch ist es eine neue Schallmauer. Eine, die drastisch zeigt, wie sehr Berlin auf Hilfe des Bundes angewiesen ist. Und wie sehr das Land vor dem Offenbarungseid steht, wenn das Bundesverfassungsgericht die Berliner Klage auf Schuldenhilfe ablehnt.
Aus eigener Kraft ist nichts zu machen. Schon 2007 muss Berlin noch eine halbe Milliarde Zinsen mehr zahlen. Das ist genauso viel, wie der Senat im öffentlichen Dienst streichen konnte.
Doch gerade weil steigende Schulden und Sparen bei den laufenden Ausgaben zwei verschiedene Dinge sind, darf sich in Berlin aus dem neuen Höchststand keine „Jetzt ist alles egal“-Haltung ergeben. Darf das Land nicht wie ein hoch verschuldeter Hausbauer sagen: Jetzt leisten wir uns auch noch die teuren Kacheln fürs Bad.
Eine solche Einstellung wäre für Berlin Selbstmord. Denn in ein Fass ohne Boden wird das Verfassungsgericht kaum die erhoffte Milliardenhilfe stecken.
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