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hertha und hoyzerFurcht vor dem alten Image

Es schien, als hätte jemand die Uhr ein Jahr zurückgestellt, so zerknirscht und schockiert wirkte Dieter Hoeneß an diesem Wochenende. War es damals der prekäre Tabellenstand, der dem Manager von Hertha BSC Furchen des Entsetzens und des Kummers ins Gesicht trieb, so ist es jetzt der aktuelle Wettskandal.

KOMMENTAR VON MATTI LIESKE

Als wäre es nicht schon schlimm genug, dass der pflichtvergessene Schiedsrichter Robert Hoyzer Hertha-Mitglied ist, wurden nun auch noch Spieler des Klubs mit dem Skandal in Verbindung gebracht. Obwohl diese Verbindung überaus fadenscheinig daherkam, reichte die pure Namensnennung, um die aufgeregten Berliner Medien schier zum Durchdrehen zu bringen. Würde morgen jemand behaupten, der Papst habe im Café King verkehrt, wäre er kurz darauf auf allen Titelseiten des Boulevard: „Hat dieser Mann betrogen?“

Für Dieter Hoeneß ist die Angelegenheit dennoch äußerst unangenehm. Bei keinem Skandal der Vergangenheit hatte die Hertha gefehlt. Seit seinem Amtsantritt hatte Hoeneß danach getrachtet, den Verein dauerhaft als seriöses, erfolgreiches und angesehenes Fußballunternehmen zu etablieren. Die letzte Saison hätte beinahe alles zunichte gemacht, aber nun schien es wieder prächtig zu laufen. Die Krönung sollte das gestrige Match gegen Bayern München werden. Ein Fest des Fußballs, die Manifestation der Rückkehr in Deutschlands Fußball-Elite. Stattdessen musste man jeden Augenblick damit rechnen, dass Polizei auf den Platz kommt, um ein paar Spieler zu verhaften. Und manch einer im Publikum mag gedacht haben: Hertha bleibt eben Hertha.

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