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Musical kaufen oder schließen

MUSICAL Die Marie-Antoinette-Produktion des Bremer Theaters sollte großen Gewinn machen und ein Neuanfang für das Musical-Haus sein. Daraus wird nichts – dafür kommt Intendant Frey in Bedrängnis

Kosten-Theater

Im Jahre 2005 hatte das Theater seinen Etat um 4,2 Millionen Euro überzogen und bekam eine „Liquiditätshilfe“ – mit der Auflage, pro Jahr 500.000 Euro zurückzuzahlen. Diese Summe wurde in keinem Jahr seitdem erreicht.

■ Seit dem dem Amtsantritt des neuen Intendanten im Jahre 2007 haben sich stattdessen die Marketing-Ausgaben vervierfacht – die Steigerung war im Haushaltsplan nicht eingeplant gewesen.

■ Die Kosten von „Aida“ lagen 400.000 Euro über Plan, bei Marie Antoinette 1,5 Millionen Euro.

■ Im Februar war vom Theater ein Quartalsbericht vorgelegt worden, der ein Minus von 134.000 Euro aufwies. Mitte März wurde diese Summe auf 2,8 Millionen Euro korrigiert. Begründung: Erstmals seien alle bekannten Risiken eingerechnet.

Im Jahre 2007 hat der Betrieb des Bremer Musical-Theaters 1,1 Millionen Euro Defizit gemacht, 2008 waren es 525.000 Euro. Aufgrund der Defizite von Marie Antoinette wird es in diesem für die Staatskasse wieder deutlich teurer. Dazu kommen jedes Jahr 2,2 Millionen Euro Zinszahlungen für den Umbau des alten Stadtbades zur Spielstätte. Wie soll das weitergehen? Drei Alternativen gibt es, heißt es im Bericht des Wirtschaftssenators, im Herbst soll entschieden werden.

Option eins: Der Mietvertrag des Hauses könnte zum Jahresende 2010 gekündigt werden, dann fallen „nur“ noch die 2,2 Millionen Euro Zinsen an. Das Risiko: Ein privater Betreiber könnte der Glocke Konkurrenz machen, eine „ungesteuerte Wettbewerbssituation“ droht.

Alternative zwei: Bremen kauft die Immobilie für sechs Millionen Euro. Statt 420.000 Euro Miete müsste Bremen die Kaufsumme und die Instandhaltung der Immobilie finanzieren.

Das Wirtschaftsressort favorisiert die dritte Alternative: Es geht alles so weiter wie bisher, nur beschränkt sich die städtische HVG auf die Vermietung. Der Versuch von 2007, selbst Musicals zu veranstalten, wurde besonders teuer.

Für den Kultursenator Jens Böhrnsen (SPD) ist klar, dass der Intendant des Theaters, Hans-Joachim Frey, keine kostspieligen Musical-Experimente mehr machen darf. Bremen sei „vielleicht kein Standort für solch aufwändige und lang laufenden Musicals“, meinte Böhrnsen. Was der Intendant nicht so sieht: „Ich bin nach Bremen gerufen worden, um Projekte solcher Art durchzuführen.“ Und: „Ich habe mir überhaupt nichts vorzuwerfen.“ Frey erwartet, dass Gelder der Wirtschaftsförderung für sein Defizit locker gemacht werden, der Topf sei „mit Sicherheit dafür da“. Wirtschaftssenator Ralf Nagel (SPD) fand es gestern „bemerkenswert“, dass er so etwas aus den Medien erfahre – und „nicht akzeptabel“. Die städtische HVG verdient 600.000 Euro an der Vermietung der Musical-Spielstätte an das Bremer Theater, gleichzeitig hat das kommunale Marketing 403.000 Euro für die Werbung ausgegeben, die das tatsächliche Defizit auf 1,9 Millionen erhöhen.

Insgesamt fühlt sich der Senat von dem Theaterintendanten etwas hinters Licht geführt. Waren nicht private Bürgschaften für die Musical-Risiken besorgt worden? „So ist uns das damals vom Theater dargestellt worden“, sagt der Sprecher des Kultursenators. Der Kultursenator stellte nicht nur „Mängel im Controlling“ fest, zudem habe das Theater „ein geschöntes Bild der finanziellen Situation“ gezeichnet. kawe

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