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Bremer PastorInnen gegen Bundeswehr

KIRCHENTAG Die Dominanz der Bundeswehr beim „Abend der Begegnung“ sorgt immer noch für Ärger

34 Bremer PfarrerInnen haben mit einer „Erklärung“ gegen den „großflächigen Werbeauftritt der Bundeswehr“ beim Kirchentag protestiert, der im Mai in Bremen stattfand. Dieser „Missbrauch des Kirchentages“ stehe „in Widerspruch zur biblischen Botschaft“.

Wie berichtet, dominierte die Bundeswehr beim Eröffnungsabend mit dem „Domshof“ den größten innerstädtischen Platz. Zwar war die Bundeswehr-Big-Band auch auf dem vorherigen Kölner Kirchentag präsent, hatte dort aber noch auf explizite Rekrutenwerbung verzichtet. Dass diesmal in großen Lettern für die Internetseite www.bundeswehr-karriere.de geworben wurde, erregt den besonderen Unmut der PastorInnen.

Zwar stellen die 34 UnterzeicherInnen, unter ihnen acht Ruheständler, nur ein Viertel der Bremer Pastorenschaft, doch offenbar war auch die Bremer Kirchenleitung, als gastgebende Landeskirche mitverantwortlich für den „Abend der Begegnung“, von der Art des Bundeswehr-Einsatzes überrascht. Insbesondere die Anwesenheit bewaffneter Feldjäger ist für Schriftführer Renke Brahms „inakzeptabel“. Als „Friedensbeauftragter“ der Evangelischen Kirche Deutschlands ist Brahms auch Vorsitzender des Beirats für Militärseelsorge. Jetzt will er in einem Gespräch mit allen Beteiligten die „geringe Gewichtung des Friedensthemas“ auf dem Kirchentag insgesamt thematisieren.

Kirchentagssprecher Rüdiger Runge betont, grundsätzlich sei die Präsenz der Big Band beim „Abend der Begegnung“ eine „Bereicherung“. Bewaffnung und Nachwuchswerbung hätten allerdings auch das Kirchentagspräsidium irritiert. Sehr zufrieden sei man jedoch mit der logistischen Zusammenarbeit: Erstmals hatte die Bundeswehr Betten für Behinderte in Gemeinschaftsunterkünften aufgebaut und Rollstuhlfahrer-Transporte übernommen. HENNING BLEYL

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