: Gedenken mit Würde II
Hamburgs tausendster Stolperstein erinnert ab heute an den ermordeten jüdischen Senator Max Mendel
Max Mendel war von 1925 bis 1929 Hamburger Wirtschaftssenator. Er war einer von drei jüdischen Senatoren während der Weimarer Republik – und wurde von den Nationalsozialisten umgebracht. Zum Gedenken an Mendel wird heute um 13 Uhr vor dem Rathaus der mittlerweile tausendste Hamburger Stolperstein verlegt. Bürgermeister Ole von Beust (CDU) würdigte das Projekt bereits als „beispiellose Aktion, die uns daran erinnert, dass wir durch Duckmäuserei dem Terror den Weg geebnet haben“.
Seit dem Jahr 2002 wird auch in Hamburg mit Stolpersteinen Opfern des Nationalsozialismus gedacht. Die Steine sind jeweils mit einer zehn mal zehn Zentimeter großen Messingplatte bedeckt, die Namen und Lebensdaten des Opfers aufführen. Meist vor den ehemaligen Wohnhäusern der Personen werden die Stolpersteine dann in den Bürgersteig eingelassen. Bundesweit hat der Initiator, der Kölner Bildhauer Gunter Demnig, bereits rund 5.000 solcher Steine installiert.
Max Mendel, 1872 in Hamburg geboren, arbeitete zunächst als Buchhalter in der väterlichen Importhandelsfirma. Nebenbei betrieb er volkswirtschaftliche und sozialwissenschaftliche Studien – 1899 war er einer der Mitgründer des Konsum-, Bau- und Sparvereins „Produktion“, dessen Vorsitzender er später werden sollte. Aufgrund Mendels anerkannter Wirtschaftskompetenz entsandte ihn die SPD 1921 bis 1925 in die Finanzdeputation und nach der Bürgerschaftswahl im März 1925 in den Senat. Im Juni 1929 mussten mit Mendel und Finanzsenator Carl Cohn die beiden letzten jüdischen Senatoren die Hamburger Regierung verlassen – Gesundheitsgründe wurden vorgeschoben, in Wirklichkeit war es ein Kotau vor dem heftigen politischen Antisemitismus in der Stadt. Max Mendel wurde am 19. Juli 1942 von den Nationalsozialisten in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo er nur wenige Tage später ums Leben kam.
An der offiziellen Verlegung des Stolpersteins für Max Mendel nehmen neben Bürgermeister Ole von Beust und dem Koordinator und Initiator der Hamburger Stolpersteine, Peter Hess, auch ein Enkel Mendels sowie die älteste Tochter des letzten Hamburger Oberrabbiners teil. Der Historiker Wilfried Weinke wird Mendel erinnern.
Während seines Aufenthalts in Hamburg wird Demnig 60 weitere Stolpersteine im Stadtgebiet verlegen – darunter auch sechs Steine für Opfer aus der Familie Jacobson. Sie sollen im Anschluss an die Steinsetzung vor dem Rathaus um 15 Uhr vor dem Haus Rappstraße 2 eingesetzt werden. Yissakhar Ben-Yaacov, ein Nachkomme der Familie, reist zu diesem Anlass aus Jerusalem an. Markus Jox
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