: Der Sport verhilft EM.TV wieder zu Gewinnen
Vor Beginn des Prozesses gegen die Haffa-Brüder hat der Medienkonzern mit deren Hinterlassenschaft aufgeräumt
BERLIN taz ■ An die früheren Glanzzeiten erinnerte kaum etwas, trotzdem zeigte sich EM.TV-Vorstandschef Werner Klatten gestern bei der Vorstellung der Bilanz 2004 ganz zufrieden: Der einstige Börsenstar hat seinen Absturz endlich verwunden und erstmals seit vier Jahren wieder Gewinn eingefahren. Entscheidend dazu beigetragen hat vor allem die Konzentration des Medienkonzerns auf den Sport. Nach dem Umbau arbeite man nun wieder „auf gesundem Boden“, erklärte Klatten und deutete weiterhin positive Aussichten an, ohne konkreter zu werden. Seine Hauptbotschaft: „Wir haben die Vergangenheit endgültig hinter uns gelassen.“
Der Umsatz war im vergangenen Jahr von 270 auf 206,6 Millionen Euro gesunken, der Nachsteuergewinn dagegen von minus 132 Millionen auf plus 43,9 Millionen Euro gestiegen. Allerdings erklärte Klatten, die Zahlen seien „überhaupt nicht vergleichbar“, der Konzern habe seine Strukturen zu stark verändert. Für 2005 kündigte er wieder höhere Umsätze an, zu denen der Sportbereich wieder Erkleckliches beisteuern soll. 2004 hatten der Sportkanal DSF und das Internet-Portal Sport 1 sowie die Produktionsfirma Plazamedia 86 Prozent beigetragen. Das Ergebnis des Firmenbereichs Sport belief sich auf 21,8 Millionen Euro. Dagegen fiel der Unterhaltungsbereich mit roten Zahlen stark ab.
Das von den Brüder Thomas und Florian Haffa 1989 gegründete Unternehmen war ursprünglich durch die Rechte an Trickfilm-Serien wie „Biene Maja“ oder „Wickie und die starken Männer“ bekannt geworden. Im Boom am Neuen Markt, in dem die Aktien ein Hoch von 120 Euro erreichten, setzte EM.TV auf eine Expansionsstrategie, die spätestens nach dem Einstieg in das Formel-1-Geschäft außer Kontrolle geriet. Die Aktie fiel auf weniger als 5 Euro, das Unternehmen stand vor der Insolvenz. Die von Klatten abgelösten Haffa-Brüder wurden später wegen falscher Adhoc-Mitteilungen zu einer Geldstrafe verurteilt, ab morgen stehen sie wieder vor Gericht: Das Unternehmen hat sie auf Schadenersatz verklagt.
Die im SDAX angesiedelte Aktie notierte gestern bei 6,14 Euro – und war damit dreimal so viel wert wie im August 2004. Damit liegt sie im Trend anderer nach dem Ende der New Economy abgestürzter Börsenunternehmen: Auch die TecDAX-Unternehmen MediGene, Bechtle und Web.de haben ihre Kurse in den letzten zwei Jahren verdreifacht, Mobilcom und MorphoSys-Aktien sind heute sechsmal so teuer wie 2002/2003. BEATE WILLMS
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen