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gottschalk sagtArme in den Knast

CHRISTIAN GOTTSCHALK: Die Kolumne am Donnerstag

Verboten ist es laut „Kölner Straßenordnung“ schon länger. Doch am 15. März hat der Rat die Bußgelder dazu beschlossen. Mülleimer zu durchsuchen, kostet 5 Euro, dem Müll Pfandflaschen zu entnehmen 10 Euro. Als nächstes werden die Asis im Rat konsequenterweise das Armsein verbieten? Schließlich schadet Armut dem Einzelhandel und dem Bruttosozialprodukt und ist somit schuld an der Arbeitslosigkeit. Wer kein Geld hat, soll gefälligst dafür zahlen oder, bei hartnäckiger Weigerung, ins Gefängnis gehen. Dann behält wenigstens das Personal dort seinen Job.

Die Initiative „Aktion Hammelschreck“ will jetzt mit einer Unterschriftensammlung die ersatzlose Streichung des Paragraphen erreichen. Da mache ich natürlich mit, obwohl ich eigentlich eher für eine Änderung bin: Der trinkende Bürger sollte nämlich sein Leergut gar nicht erst in den Mülleimer werfen, sondern vielmehr gut sichtbar abstellen, so dass Flaschensammlern das lästige Durchwühlen von Mülleimern erspart bleibt. So würde ich es in meine Kölner Straßenordnung schreiben.

Aber mich fragt ja keiner. Hätten mich die US-Filmproduzenten eines Thrillers mit Burt Reynolds, den ich neulich in meiner Videothek entdeckte, mal vorher gefragt, ob es immer cooler klingt, wenn man für den deutschen Markt den Originaltitel verwendet, ich hätte ihnen dringend abgeraten. „Pups“ ist kein guter Name für einen Thriller.

Aber mich fragt ja keiner. Das Schöne dabei: Die Antworten schreibe ich trotzdem. Und, liebe Studenten, die ihr am Wochenende immer mit einer Becks-Flasche in der Hand herum lauft: Ihr wisst, was zu tun ist.

Wer die „Aktion Hammelschreck“ unterstützen möchte, schreibt eine E-Mail mit Name, Adresse und Beruf an: mail@magic-street-voices.de. Die Namen werden an den Beschwerdeausschuss der Stadt weiter geleitet.

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