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Palast der fast Glückseligen

Betreiber des Tränenpalastes wollen nun doch ihre Halle kaufen – zum vollen vom Land geforderten Preis. Dabei bauen sie auf eine Kooperation mit dem Bund. Das freut auch den Kultursenator

VON TINA HÜTTL

Von Wollen kann bei den Betreibern des Tränenpalastes keine Rede sein, aber kaufen werden sie den geschichtsträchtigen Veranstaltungsort nun doch – und zwar zum vollen Preis. Glücklich wirkt der wohl zukünftige Besitzer Marcus Herold aber nicht. Der Gründer und Geschäftsführer der Tränenpalast Veranstaltungs GmbH spricht von „Erpressung“, wenn er die 915.000 Euro erwähnt, die die Finanzverwaltung der Stadt dafür kassiert.

Dass die Betreiber das deutsch-deutsche Denkmal nun höchstwahrscheinlich doch selbst kaufen können, haben sie dem Bund zu verdanken und nicht dem Land Berlin. Die Hilfe kommt von ganz oben aus der Behörde der Kulturstaatsministerin. Laut Markus Herold steht man seit mehreren Monaten mit deren Ministerialdirektor Knut Nevermann in engem Kontakt. Dessen Sprecher, Hagen Philipp Wolf, bestätigt die Gespräche, konkrete Ergebnisse gebe es jedoch noch nicht.

Auch Herold will „die Sache nicht versauen“ und behält Datails einer möglichen Kooperation für sich. Ob sich der Bund am Kauf des Gebäudes lediglich beteiligen wird oder es vollständig übernimmt und dann weiter an die Tränenpalast GmbH vermietet, ist unklar. Offen bleibt auch die künftige Nutzung. Ein Lieblingsszenario gibt es jedoch – und zwar nicht nur vonseiten Herolds, sondern auch von der Senatsverwaltung für Kultur: Kultursenator Thomas Flierl (PDS) hatte bereits vor Monaten angekündigt, den Tränenpalast in sein Mauergedenkstättenkonzept einbeziehen zu wollen. Das will er am 18. April vorstellen.

Bisher schien aber selbst Flierl an der Berliner Finanzverwaltung zu scheitern. Die wollte die ehemalige Grenzabfertigungshalle der geteilten Stadt unbedingt verkaufen – an den Hamburger Großinvestor Harm Müller-Spreer, der auch schon das umliegende Gelände erstanden hatte. Die Betreiber des Tränenpalasts konnten und wollten nur 450.000 Euro bezahlen – zu wenig, wie Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD) befand.

„Mit der Unterstützung des Bundes bietet sich jetzt die Chance, den Ort stärker historisch aufzuwerten und ihn trotzdem weiter als Veranstaltungsort zu nutzen“, sagt Torsten Wöhlert, Sprecher des Kultursenators. Man sei am Gelingen der Verhandlungen zwischen der Tränenpalast GmbH und Herrn Nevermann sehr interessiert, wolle sich aber aus Rücksicht auf die eigene Regierung sehr zurückhalten.

Tränenpalastchef Herold träumt indessen schon von der Verbindung zwischen Ausstellungsort und kulturellen Veranstaltungen. „Jeden Tag kommen Stadtführer mit ihren Gruppen in unser Haus“, erzählt er. Eine historische Dokumentation des Tränenpalasts, der 1962 gebaut wurde, um die oft tränenreichen Abschiedsszenen von Freunden und Verwandten aus der offenen Bahnhofshalle zu verbannen, scheiterte bisher immer am Geld.

Nun hat jedoch der Präsident des Bonner Hauses der Geschichte Interesse signalisiert. Schon ab 9. Juni läuft eine erste Kooperation. Dann zeigt das Bonner Haus tagsüber im Tränenpalast seine Ausstellung „Elvis in Deutschland“ über den Halbstarkenkult, abends sorgen die Tränenpalastmacher für lautstarkes Musikprogramm.

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