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Langweilige Shophouse-Einheiten

Phukets Schönheit schwindet vor allem durch die voranschreitende Bebauung im Inselinnern. Der Landeskenner und Fotograf John Everingham beobachtet die rasante Entwicklung der thailändischen Insel mit großer Sorge

INTERVIEW VOLKER KLINKMÜLLER

taz: Wie beurteilen Sie die Lage rund drei Monate nach dem Tsunami?

John Everingham: Es fehlt natürlich noch an Rückkehrern, aber Phuket hat sich bereits sehr gut erholt. Der große Schock ist längst vorbei, die letzten Folgen werden relativ schnell überwunden sein. Bis auf wenige Ausnahmen ist hier kaum noch etwas von Zerstörungen zu sehen. Zudem ist diese Flutkatastrophe etwas anderes, als wenn es zum Beispiel ein Bombenattentat gewesen wäre: Die Menschen werden sie zwar nicht vergessen, aber der Natur vergeben. Es wurde viel dazugelernt, und es ist ein neues Bewusstsein entstanden.

Gilt das auch für die touristische Entwicklung von Phuket?

Leider nein! Die Landschaftsplanung erfolgt nach wie vor in nachhaltig schädlicher Wildwestmanier. Sie droht die natürliche Schönheit unserer Insel zu vernichten. Inzwischen verschwinden bereits die allerletzten Reisfelder. Überall wird Füllboden für Neubauten aufgeschüttet, während wertvoller Baumbestand bedenkenlos der Kettensäge zum Opfer fällt und umweltschädliche Garnelenfarmen weiter in die Mangroven expandieren. Die Küsten mit ihren Stränden erfahren zwar eine relativ luxuriöse Entwicklung, doch das Inselinnere wird richtig hässlich und schon bald aussehen wie Bangkok.

Wie meinen Sie das?

Der größte Feind landschaftlicher und architektonischer Schönheit ist die Shophouse-Einheit. In ihrer Masse wirken die lang gestreckten Reihen gesichtslos und führen zu einer hässlichen Uniformierung unserer Insel. Das ist dann leider auch der erste Eindruck, den ankommende Touristen hier von ihrem Urlaubsziel bekommen.

Wer ist schuld?

Die Landbesitzer wollen den optimalen Profit aus ihren Grundstücken herausholen. Ein anderes Problem ist, dass die asiatischen Einheimischen im Gegensatz zu den meisten westlichen Ausländern wilde Natur – wie sie eben auch in Form von tropischem Regenwald besteht – komplett kontrollieren wollen. So werden oft selbst die letzten stattlichen Tropenbäume am Straßenrand abgeholzt und durch eine austauschbare, ökologisch wertlose Zierbepflanzung – oder eben auch gar nicht – ersetzt.

Haben Sie eine Idee, wie man Abhilfe schaffen könnte?

Ich bin da sehr pessimistisch und finde es schade für künftige Generationen. Doch ist es noch nicht zu spät, wenn umgehend gehandelt wird. Angesetzt werden müsste bei der touristischen Entwicklung, denn die geht in die falsche Richtung und macht die Insel kaputt. Große Gruppenreisen – vor allem von Asiaten, die ja stets Trubel bevorzugen – sollten limitiert werden. Es sollten lieber weniger und dafür besser betuchte Touristen nach Phuket kommen. Besonders sinnvoll wäre eine Einteilung in Zonen – wobei zum Beispiel Patong durchaus für den Massen- und Vergnügungstourismus freigegeben werden könnte.

Warum war diese Insel trotz der Negativentwicklung so überlaufen?

Ich muss einräumen, dass die meisten Besucher gerade deshalb gekommen sind, weil es hier so sehr brummt. Es ist eben leider ein weit verbreiteter Trugschluss, dass die Masse der Urlauber einsame Strände bevorzugt.

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