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Herr und Hund

Bürgerschaft: SPD wirft dem Senat „falsch verstandene Liberalität“ vor und fordert den generellen Leinenzwang

Die Hundebisse der vorigen Wochen und die darob entbrannte Debatte um einen allgemeinen Leinenzwang in Hamburg füllten gestern einen Gutteil der Aktuellen Stunde in der Bürgerschaft. SPD-Fraktionschef Michael Neumann warf dem Senat zu Beginn der Debatte – ganz in seiner Paraderolle als hartgesottener Schatten-Innensenator – „falsch verstandene Liberalität bei der Durchsetzung der geltenden Hundeverordnung“ vor.

Der Regierung fehle beim Thema „Schutz vor gefährlichen Hunden“ schlicht „der Mut“, knurrte Neumann. „Für das Miteinander von Mensch und Hund in unserer Stadt“ fordere die SPD den grundsätzlichen Leinenzwang für alle Hunde, versüßt durch ausreichend viele und gesicherte Freilaufflächen, die Einführung des Hundeführerscheins und eine Verzehnfachung der Bußgelder.

GAL-Fraktionsvize Christian Maaß stellte fest, „dass wir mit der geltenden Rechtslage nicht in der Lage sind, die Menschen in Hamburg ausreichend zu schützen“. Bereits vor mehreren Monaten habe man den Senat zu einer Novellierung der Hundeverordnung aufgefordert. „Skandalös“ sei aber, dass dieser bis vor wenigen Tagen keinerlei Anlass gesehen habe umzudenken. „Uns hätten Sie damals Kuschelpädagogik vorgeworfen“, lästerte Maaß. Die GAL setze auf den Hundeführerschein: Für „verantwortungsbewusste und sachkundige“ Hundehalter müsse es weiter möglich sein, mit ihrem Tier ohne Leine um den Block zu gehen.

Gesundheitssenator Jörg Dräger (parteilos) schließlich wünschte mit dem ihm eigenen pastoralen Tonfall allen Opfern von Beißattacken „baldige Genesung“. Viele Hundehalter bewegten sich offenbar „mit einer riskanten Mischung aus Gedankenlosigkeit und Unkenntnis der Vorschriften“ im Stadtgebiet. Dräger kündigte eine Informationsoffensive sowie die „Vereinfachung und Verschärfung“ der bestehenden Hundeverordnung an: „Jeder Beißvorfall ist einer zu viel.“ MARKUS JOX

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