piwik no script img

Autofabrik New Fabris bleibt besetzt

FRANKREICH Die entlassenen Arbeiter sind mit der vorgeschlagenen Abfindungsprämie unzufrieden. Vollversammlung einigt sich auf weitere Aktionen. Ultimatum der Belegschaft läuft am 31. Juli ab

PARIS taz | „Wütend“ und „enttäuscht“ sind die 366 Entlassenen von New Fabris über das Angebot, das sie von Frankreichs Industrieminister Christian Estrosi bekommen haben. Er schlägt eine Abfindungsprämie in Höhe von 11.000 Euro vor – statt der geforderten 30.000. Bei einer Vollversammlung am Donnerstag Nachmittag in ihrer früheren Fabrik haben die New-Fabris-Mitarbeiter neue Aktionen beschlossen sowie eine Demonstration in Châtellerault am 30. Juli – dem Tag bevor ihr Ultimatum abläuft. Ursprünglich wollten sie am 31. Juli ihre Fabrik und ihr Arbeitswerkzeug sprengen, wenn sie die Prämie nicht bekommen. Aber die Vollversammlung hat beschlossen, die Gasflaschen zunächst nicht wieder auf das Dach zu bringen.

„Der Ball ist jetzt im Lager der Regierung“, sagt Christian Paupineau, ehemaliger Personalvertreter der Mehrheitsgewerkschaft CGT, nach der Vollversammlung. In den verbleibenden sieben Tagen bis zum Ablauf des Ultimatums wollen die Delegierten versuchen, die Prämiensumme in Verhandlungen mit Regierungsvertretern zu vergrößern. Falls bis zum 31. Juli die Abfindungsprämie immer noch zu niedrig sei, „sehen wir weiter“, erklärt Paupineau. Das Fabrikgelände bleibt besetzt.

Industrieminister Estrosi hatte am Mittwoch in Paris 11.000 Euro angeboten. Er spricht nicht „Abfindungsprämie“, sondern von „personalisierter Hilfe zu einer Rückkehr an den Arbeitsplatz“. Das Geld will Estrosi aus dem Verkauf von Lagerbeständen und Maschinen von New Fabris an die beiden früheren Hauptkunden holen: Renault und PSA. Die beiden Autohersteller, die erst am Jahresanfang 6 Milliarden Euro staatliche Hilfe erhalten haben, hatten ihrem Zulieferer New Fabris den Todesstoß versetzt, als sie die Zusammenarbeit mit ihm kündigten. Industrieminister Estrosi schlägt den Entlassenen zusätzlich „Übergangsverträge“ vor. Während eines Jahres sollen sie 80 Prozent ihres letzten Lohns und Umschulungen erhalten. Die 18 ältesten Exbeschäftigten von New Fabris, die über 56 sind, können in Frührente gehen.

Während die New Fabris sich auf ein Konfliktende hin bewegen, kündigt sich für die Belegschaft des französischen Konzerns Alcatel Lucent eine Hiobsbotschaft an. Die Konzernleitung will 850 Arbeitsplätze in Frankreich streichen und 150 auslagern. DOROTHEA HAHN

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen