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filmkunsthaus babylonSenator im falschen Film

Das Filmkunsthaus Babylon ist gerettet. Kultursenator Flierl hat einen neuen Betreiber gefunden, der anders als sein Vorgänger mit dem Zuschuss aus der Landeskasse eines der schönsten Lichtspielhäuser weiterführen will. Mehr noch, der Neue will das Traditionskino entstauben und ein attraktiveres Programm bieten. Der Cineast darf sich erst einmal freuen – langfristig aber dürfte die Entscheidung Berlins Filmangebot verschlechtern.

KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH

Denn die Betreiber der kleineren kommerziellen Kinos sind sauer – zu Recht. Sie fürchten um ihr Publikum und damit um ihre Existenz. Schon jetzt halten sie sich mit ihrem engagierten Programm nur so gerade eben über Wasser. Nun bekommen sie mit dem neuen Babylon noch staatlich finanzierte Konkurrenz.

Der Kultursenator wollte wieder einmal bloß alles richtig machen – und hat sich wieder einmal gehörig verrannt. Der alte Betreiber hielt sich strikt an die Vorgaben für ein kommunales Kino und präsentierte ein ambitioniertes und ausgefallenes Programm. Leider fielen auch die Besucherströme aus.

Flierls Entscheidung, einen neuen Betreiber zu suchen, war richtig. Er war auch gut beraten, sich dabei auf den Rat einer Expertenkommission zu stützen. Dabei wurde klar, dass pures nichtkommerzielles Kino unter den alten Vorgaben kaum zu realisieren ist. Daher ist auch Flierls Paradigmenwechsel – die teilweise Öffnung des Babylon für klassisches, also kommerzielles Programmkinorepertoire – nachvollziehbar. Unverständlich aber bleibt, wieso das dann noch vom Land gefördert werden muss.

Logisch wären nur zwei Entscheidungen gewesen: Entweder mehr Geld aus dem Kulturetat. Der aber ist notorisch klamm. Oder die Umwidmung des Filmkunsthauses in ein Kommerzkino, das sich wie alle anderen am Markt bewähren muss – ohne institutionelle Unterstützung vom Land. Der Mittelweg aber bringt bekanntlich den Tod. In diesem Fall droht er den nicht geförderten Programmkinos. Das muss den Cineasten ärgern.

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