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Linkspartei auf Prominentensuche

Nach einem SPD-Debakel in Nordrhein-Westfalen wollen namhafte Genossen angeblich zur Konkurrenz wechseln

BERLIN taz ■ Einen strategischen Vorteil hat die neue Linkspartei „WASG“ – jedenfalls, was die öffentliche Meinungsbildung angeht: Niemand kann der Wahlalternative Arbeit und Soziale Gerechtigkeit bislang vorwerfen, sie gefährde den Wahlsieg der SPD in Nordrhein-Westfalen und helfe damit am 22. Mai den Schwarzen an die Macht.

Das schaffen die Volksparteien schon ganz alleine. Zehn Prozentpunkte liegt die CDU derzeit in den Umfragen vor der SPD. Die WASG dagegen dümpelt im schwer wahrnehmbaren Bereich. Inoffizielles Wahlziel ist nur noch, „mehr Stimmen zu bekommen als die PDS“, erklärt ein WASGler aus Westfalen.

Die gegenwärtige Bedeutungslosigkeit der WASG steht jedoch in eigenartigem Gegensatz zu den Spekulationen darüber, was nach dem 22. Mai passiert. Die lauten: Wenn die SPD untergegangen ist, werde sich als Erstes der Ex-SPD-Parteichef Oskar Lafontaine an die Spitze der WASG setzen. Lafontaine selbst frischt dieses Gerücht regelmäßig auf. Er tritt auch Ende April bei einer WASG-Wahlkampfveranstaltung in Bochum auf.

Gemäß einer „Eskalations-Strategie“ werde sich dann ein prominenter SPD-Linker nach dem anderen von der Sozialdemokratie verabschieden und neben Lafontaine einreihen. Heiß hierfür gehandelt wird der Bundestagsabgeordnete Ottmar Schreiner. Der Arbeitsmarktexperte hat mit Lafontaine jüngst eine „Saarbrücker Resolution“ der WASG unterzeichnet, wonach die Arbeitsmarktreform Hartz IV „sofort zurückzunehmen“ sei. Sein Übertritts-Dementi lautet vage: „Meine Grundlinie war und ist, zu einer deutlichen Kurskorrektur in der SPD beizutragen.“ Immerhin sei er seit 36 Jahren dabei.

Außerdem auf der – bisher rein männlichen – Liste kampferprobter Profis und WASGler in spe sind der SPD-Sozialpolitiker a. D. Rudolf Dreßler und der Ex-Chef der IG Metall, Franz Steinkühler, der 1993 wegen zweifelhafter Aktiengeschäfte zurücktrat. „Wir brauchen so einen mitreißenden Redner“, schwärmt ein IG-Metaller bei der WASG über Steinkühler. Man führe auch Gespräche.

Steinkühler, SPD-Mitglied seit 1951, erklärt jedoch weit deutlicher als Schreiner: „Ich halte die Gründung einer neuen Linkspartei für falsch.“ Ironisch ergänzt er: „Es gilt, die SPD von innen mit den unzufriedenen Massen zu erobern.“ Im Übrigen sei die WASG noch mitten in den „Bodenübungen“ der Selbstfindung. „Mein Gott, da sind doch alle möglichen Leute drin.“

Damit meint Steinkühler die Sozialistische Alternative SAV und den „Linksruck“, die bei der WASG mitmachen und nach Meinung der Gewerkschafter sowohl das Binnenklima als auch die Anwerbung von Prominenten ruinieren. WASG-Vorständler Joachim Bischoff gibt zu, dass Gewerkschafter es nicht gut leiden können, ständig „als Arbeiterverräter bezeichnet zu werden“.

Doch wenn die Bodenübungen erst beendet und die SPD-Linken eingesammelt sind, macht vielleicht ja auch die PDS beim gemeinsamen Bundestagswahlkampf mit. Bislang verlangt die allerdings, dass ihr Name dabei vorne stünde.

ULRIKE WINKELMANN

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